
Noch bevor die für das Netz zuständige Austrian Power Grid (APG) im Herbst eine ungefähre Trasse für die neue 380-kV-Stromleitung in Osttirol und Kärnten vorstellt, hat die Landespolitik Firmenvertreter eingeladen, um eine Reihe von Forderungen zu deponieren. An der erweiterten Sitzung nahmen auch Vertreter der Landtagsklubs, der Sozialpartner sowie von Städte- und Gemeindebund teil. Gefordert werden Bürgerbeteiligung, faire Ablösen für Grundeigentümer und „Mensch vor Natur“.
Der Lückenschluss im 380-kV-Leitungsnetz soll die Netzstabilität verbessern und die Infrastruktur für steigenden Energiebedarf, Dekarbonisierung sowie erneuerbare Energie leistungsfähiger machen. Am Projekt „Netzraum Kärnten“ ist auch die Kelag-Tochter Kärntner Netz GmbH beteiligt, auf den 380-kV-Masten sind 110-kV-Leitungen geplant, die mit dem bestehenden Netz verbunden werden. Auch dieses Netz müsse ausgebaut werden, man erspart sich damit Erneuerungen und Verstärkungen des Netzes andernorts, erklärte ein Kelag-Unternehmenssprecher. Die APG veranschlagt für das gesamte Projekt drei Milliarden Euro als erste grobe Schätzung. Die Verbindung zwischen Lienz in Osttirol und Obersielach (Bezirk Völkermarkt) wird rund 180 Kilometer lang, 58 Gemeinden sind potenziell betroffen. Die Landesregierung wird im Umweltverträglichkeitsverfahren entscheidende Behörde sein.
Kaiser will „nicht die billigste Variante“
Es soll das bestmögliche Projekt werden, „nicht die billigste Variante“, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) nach der Regierungssitzung vor Journalisten. Wichtig seien Transparenz im gesamten Prozess, höchste technische Standards und Sicherheit sowie Distanz der Trasse zu Wohnraum. Das will auch LH-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP) – eben „Mensch vor Natur“ bei der Trassenführung. Er glaubt, dass es „große Betroffenheit“ in der Bevölkerung geben werde.
Ähnliche Forderungen stellt auch die Opposition. „Alle in Frage kommenden Korridore und Varianten“ sollen laut Team Kärnten-Klubobmann Gerhard Köfer öffentlich in einer Datenbank kommuniziert werden, außerdem alle Gutachten, Stellungnahmen und Expertisen. Grünen-Chefin Olga Voglauer betonte in einer Aussendung die Bedeutung des Projekts für die Energiewende, setzt bei der Trassenführung aber andere Prioritäten: „Eingriffe in die Natur müssen so gering wie möglich gehalten werden.“
APA