
Der Ausbau der Solarenergie in der EU steht vor dem ersten Rückgang seit mehr als einem Jahrzehnt. Grund dafür ist, dass Regierungen ihre Subventionen für private Solaranlagen auf Hausdächern kürzen, wie aus am Donnerstag veröffentlichten Branchendaten hervorgeht. Der Branchenverband SolarPower Europe rechnet für das laufende Jahr 2025 mit einer neu installierten Leistung von 64,2 Gigawatt (GW). Dies wäre ein Rückgang um 1,4 Prozent im Vergleich zu den 65,1 GW des Vorjahres.
Die Entwicklung trifft auch Deutschland, den größten Solarmarkt der EU. Zwar hat die Bundesrepublik jüngst die Hälfte ihres gesetzlichen Ausbauziels für 2030 erreicht, wie der deutsche Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) Anfang Juli mitgeteilt hatte. Jedoch hat sich auch hierzulande das Tempo des Ausbaus zuletzt verlangsamt. Das Ausbauziel für 2030 sei daher gefährdet, warnt der BSW.
Verlagerung der politischen Prioritäten
Der Trend spiegelt eine Verlagerung der politischen Prioritäten in Europa wider: Mitgliedsländer haben angesichts angespannter Haushalte wegen Ausgaben für Verteidigung und heimische Industrie ihre grünen Investitionen zurückgefahren. Der Rückgang wäre der erste seit 2015 und beendet eine Phase rasanten Wachstums. Im Jahr 2023 war die Solarkapazität noch um 51 Prozent gestiegen, im vergangenen Jahr verlangsamte sich das Wachstum bereits auf 3 Prozent. Noch im vergangenen Monat war Solarstrom mit einem Anteil von 22 Prozent die größte einzelne Stromerzeugungsquelle in der EU, was einem sonnenreichen Juni geschuldet war.
Die aktuellen Zahlen deuten nun darauf hin, dass die EU ihr Ziel für 2030 verfehlen könnte. Dem Verband zufolge fehlen rund 27 GW, um die bis dahin benötigten 750 GW an Solarkapazität zu erreichen. Hauptursache für den Abschwung ist der Einbruch bei privaten Dachanlagen. Ihr Anteil an der neu installierten Leistung dürfte in diesem Jahr auf 15 Prozent fallen, nachdem er zwischen 2020 und 2023 noch bei rund 30 Prozent lag. Neben Deutschland haben auch Frankreich und die Niederlande ihre Förderungen für private Solaranlagen reduziert.
APA/Reuters