
Energie. Um riesige Stromausfälle – wie im April in Spanien passiert – in Österreich zu verhindern, sollen Netzbetreiber in Zukunft besser zusammenarbeiten. Die Energieplanung soll ganzheitlich erfolgen.
Der Blackout in Spanien im April hat in ganz Europa für Beunruhigung gesorgt. Bei der Untersuchung des Vorfalls war auch der heimische Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid maßgeblich beteiligt. Dessen Expertise soll nun dazu genutzt werden, um Lehren für Österreich zu ziehen und die heimischen Stromnetze für ähnliche Szenarien zu wappnen.
Schlecht geregelt
Der Blackout in Spanien sei einem Überspannungskollaps geschuldet gewesen, erklärt APG-Vorstand Gerhard Christiner die Ergebnisse des jüngsten Zwischenberichts. Am 28. April wurde in Spanien viel Solar- und Windkraft erzeugt. Die Spannung im spanischen Netz stieg auf bis zu 445 Kilovolt an. Konventionelle Kraftwerke, die die Spannung eigentlich ausgleichen sollten, schalteten sich teilweise verfrüht aus Selbstschutz ab. Einen genauen Schuldigen auszumachen, sei laut Christiner unmöglich.
Man könne aber feststellen, dass das Regelwerk für spanische Kraftwerksbetreiber nicht mehr den technischen Anforderungen an ein hochvolatiles System entsprochen habe. Außerdem haben Sanktionierungsmechanismen für Regelverstöße gefehlt.
Gesamtheitliche Planung
Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Ähnliches in Österreich passiere, sei sehr gering. „Wir haben ein sehr gutes Regelwerk, abgeleitet aus dem Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz (ElWOG), künftig dem Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG). Das wird von der E-Control sehr gut überwacht.“ Natürlich gebe es aber Verbesserungen, die man vornehmen könne. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien dürfe nicht zulasten der Versorgungssicherheit gehen. Eine bessere, gesamtheitliche Planung des Energie- und Stromsystems wäre notwendig. Beim Erneuerbaren-Ausbau, Netzausbau und Speicherausbau herrsche derzeit eine Schieflage. Vor allem bei Speicherkapazitäten gebe es viel Luft nach oben.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer will diesen Ratschlag gleich in die Tat umsetzen. Die Koordination zwischen Verteilernetzbetreibern ist dem Minister besonders wichtig. Sie fand bisher bereits statt, allerdings gab es keine gesetzliche Verpflichtung dazu. Das soll sich künftig ändern. Die APG soll als Vermittlerin fungieren.
ElWG wird nachgeschärft
„Versorgungssicherheit und stabile Netze sind der zentrale Wettbewerbsfaktor“, so Hattmannsdorfer. Der aktuelle Zwischenbericht zum spanischen Blackout zeige, „was passiert, wenn man die Modernisierung der Netze verschleppt“. Erkenntnisse aus dem Stromausfall, bei dem große Teile Spaniens und Portugals lahmgelegt wurden, will die Regierung auch nutzen, um das kommende ElWG nachzuschärfen. Der Minister wünscht sich bei der Stromversorgung eine gleichwertige „Trias“ aus Leistbarkeit, Versorgungssicherheit und Klimaschutz.
Kurier