Netzgebühren für Gas steigen 2026 im Schnitt um 18 Prozent

21. Oktober 2025, Wien
In vier Bundesländern steigen die Gasnetztarife um mehr als 25 Prozent
 - Wien, APA/THEMENBILD

Die Netzkosten für Gas steigen 2026 erneut stark. Im Schnitt sind es 18,2 Prozent, laut Verordnungsentwurf der E-Control. Bei den Stromnetzgebühren gibt es eine Entspannung. Sie steigen nach dem Rekordanstieg heuer nächstes Jahr nur leicht, im Schnitt um 1,1 Prozent, in fünf Bundesländern sinken sie sogar. Wegen des Photovoltaik-Booms führt die E-Control erstmals einen „Sonnen-Rabatt“ von 20 Prozent zwischen 1. April und 30. September in den Stunden von 10 bis 16 Uhr ein.

Die für Energie zuständige Regulierungsbehörde E-Control legt jedes Jahr fest, wie viel die Netzbetreiber pro Kilowattstunde (kWh) verrechnen dürfen. Die genauen Entgelte sind je nach Netzbetreiber unterschiedlich hoch und können sich bis zur Kundmachung noch leicht ändern. Die endgültigen Verordnungen werden in der Regel im Dezember veröffentlicht und treten mit 1. Jänner in Kraft.

Mit 1. Jänner 2025 waren bei Strom die Netzentgelte für Haushalte im Schnitt um 23,1 Prozent gestiegen, bei Gas um 16,6 Prozent. Weil seit Jahresbeginn auch die Abgaben auf Energie nach Ende der Gaskrise wieder in voller Höhe verrechnet werden, stiegen die Energierechnungen heuer um einige hundert Euro und tragen zur derzeit hohen Inflation bei.

Stromverbrauch hat sich nach Energiekrise stabilisiert

Bei Strom sinken die Netzentgelte voraussichtlich in Vorarlberg, Kärnten, Wien und in der Steiermark leicht und in Salzburg mit rund 9 Prozent deutlich. Am stärksten steigen sie in Niederösterreich mit 6,9 Prozent, in Tirol mit 11,2 Prozent und im Burgenland mit 16,1 Prozent.

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch nannte im Gespräch mit der APA zwei Gründe, warum die Stromnetzgebühren 2026 nicht weiter steigen. Einerseits ist weniger Strom gespart worden, wodurch sich der Verbrauch stabilisiert hat. Andererseits hätten zusätzliche Erlöse, etwa aus dem grenzüberschreitenden Stromtransit, die Kosten gedämpft.

Gas-Ausstieg treibt Netzentgelte auch in den nächsten Jahren

Bei Gas hingegen sanken die verbrauchten Mengen weiter, weshalb die Netzkosten auf weniger Kilowattstunden aufgeteilt werden müssen. Der Ausstieg aus Gas und die aufgrund der Klimaerwärmung höheren Temperaturen im Winter werden auch in den kommenden Jahren zu sinkenden Gasverbräuchen führen, prognostizierte Urbantschitsch.

Der E-Control-Vorstand kündigte an, als Behörde Druck auf die Netzbetreiber aufzubauen, um die Kosten den rückläufigen Erlösen anzupassen und das Gasnetz zu verkleinern. Kontraproduktiv sei hier allerdings, dass es nach wie vor eine gesetzliche Anschlusspflicht gibt.

Die Gasnetzentgelte steigen aber auch, weil Österreich seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine kein Gastransitland mehr ist und nun sozusagen auf den Kosten der Pipelines sitzen bleibt.

In vier Bundesländern erhöhen sich die Gasnetztarife um 25 Prozent oder mehr

Am stärksten steigen die Gasnetztarife in Kärnten. Umgerechnet auf einen durchschnittlichen Haushaltskunden mit einem jährlichen Gasverbrauch von 15.000 kWh bedeutet das Plus von 35 Prozent im südlichsten Bundesland Mehrkosten von rund 142 Euro im Jahr, das sind fast 12 Euro pro Monat. In Niederösterreich steigen die Gasnetzentgelte um 30, in der Steiermark um 27,7, und im Burgenland um 25 Prozent. Am wenigsten stark steigen die Gebühren in Oberösterreich, nämlich um lediglich 6,5 Prozent.

Während bei Gas ein Rückbau des Netzes ansteht, wird bei Strom im Zuge der Energiewende massiv in das Netz investiert. Um Stromverbrauch und Stromerzeugung besser aneinander anzugleichen, führt die E-Control einen neuen „Sommer-Sonnentarif“ ein. Mit einem Rabatt von 20 Prozent auf die Netzentgelte soll netzdienliches Verhalten belohnt werden und der Netzausbaubedarf so etwas verringert werden.

„Sonnen-Rabatt“ wird automatisch verrechnet, wenn die Viertelstundenwerte aktiviert sind

Es ist das erste Mal, dass die E-Control wegen des vielen Photovoltaik-Stroms zeitlich unterschiedlich hohe Netztarife verordnet. Das verminderte Entgelt wird den Stromverbrauchern automatisch verrechnet, „sofern die Netzbetreiber über die dafür nötigen Detaildaten verfügen“, wie es im Verordnungsentwurf heißt. In der Praxis bedeutet es wohl, dass die Kunden im Onlineportal des Netzbetreibers die Viertelstundenwerte aktiviert haben müssen.

Schon in der Vergangenheit hat es zu bestimmten Zeiten niedrigere Netzentgelte gegeben. Diese Tarife für Sommer und Winter, Tag und Nacht, haben allerdings mit der Zeit ihren Zweck verloren und werden nun mit der Verordnung 2026 aufgelöst.

Auch große Industriekunden können ab 2026 bei den Stromnetzentgelten Geld sparen, wenn sie beim Verbrauch flexibel sind. Vorerst ist dies auf Kunden der Netzebenen 3 und 4 beschränkt.

APA