CO2-Sparen heute erspart Nachwuchs viel Meeresspiegelanstieg

24. Oktober 2025, Wien/Laxenburg
Für flache Eilande kann die Meeres-Hebung rasch zur Bedrohung werden
 - Langeoog, APA/dpa

Würde man jetzt und in den kommenden Jahrzehnten endlich ernst machen mit der drastischen Reduktion des Treibhausgasausstoßes im Sinne der Pariser Klimaziele, könnte man künftigen Generationen eine ordentliche Portion an Meeresspiegelanstieg ersparen. In einer Studie im Fachmagazin „Nature Climate Change“ schätzen Forschende, dass der Anstieg bis zum Jahr 2300 um satte 0,6 Meter niedriger ausfallen würde, als wenn weiter emittiert wird wie bisher.

Der Anstieg des weltweiten Meeresspiegels ist einer der einleuchtendsten Effekte, die die menschengemachte globale Temperaturerhöhung mit sich bringt. Vor allem die in den großen Eisschilden über Grönland und der Antarktis gespeicherten Wassermassen haben das Potenzial, das Niveau der Ozeane gleich um mehrere Meter zu heben. Würde der Grönländische Eisschild komplett schmelzen, würde dies den Meeresspiegel um mehr als sieben Meter ansteigen lassen. Wie stark dies durchschlagen wird, ist dafür entscheidend, wie sehr sich die Küstenlinien verändern werden, wie viele relativ flache Inseln verschwinden bzw. unbewohnbar werden und welche Küstenstädte in Zukunft noch weiter bestehen können.

Pflöcke für Zukunft bereits eingeschlagen

Alleine die bisher schon erfolgte Anhebung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre von rund 320 CO2-Partikel pro Million Gesamtpartikel (ppm) am Beginn der 1960er auf mittlerweile über 420 ppm wird sich noch bis weit in die Zukunft auch in Form von einem Plus der Pegelstände niederschlagen. Zum Vergleich: In der vorindustriellen Zeit lag die Konzentration bei etwa 280 ppm.

Da vor allem große Eismassen nicht sofort auf Veränderungen reagieren, können Zeitpunkt und Höhe des Meeresspiegelanstieges noch schwer abgeschätzt werden. Dass es hinauf geht, ist allerdings fix und auch schon messbar. Ein internationales Team unter Beteiligung von Experten vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien hat sich nun einem Teilaspekt des Problems zugewandt: nämlich der Frage, welches Plus alleine die Emissionen zwischen 2020 und 2090 zukünftigen Generationen bis 2300 bescheren.

Nächste Jahrzehnte mitentscheidend

Würde sich an der derzeitigen Klimapolitik nichts ändern, würden alleine die Emissionen zwischen 2020 und 2050 bis 2300 den Meeresspiegel um rund 0,3 Meter heben, so die Berechnungen. Das mag nicht allzu tragisch erscheinen, hätte allerdings „große Auswirkungen auf die langfristige Klimawandel-Anpassungsplanung“, heißt es in einer Aussendung des IIASA. Ginge es in dieser CO2-Ausstoß-Tonart bis 2090 weiter, läge das allein darauf zurückzuführende Plus bei ungefähr 0,8 Metern.

Würde man hingegen umgekehrt im Sinne des Pariser Klimaabkommens ab jetzt die Emissionen deutlich reduzieren, könnten künftigen Erdbewohnern 60 Zentimeter von diesen insgesamt 80 Zentimetern Anstieg erspart werden, rechnen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter um Alexander Nauels vom IIASA vor.

Die Studie zeige „ganz klar, dass aktuelle Eindämmungsmaßnahmen und solche in den kommenden Jahrzehnten Konsequenzen über mehrere Jahrhunderte hinweg für Küstenregionen weltweit haben werden“, so Nauels. Die Arbeit belege einmal mehr, dass die anstehenden Entscheidungen und Anstrengungen zur Treibhausgasreduktion also ganz handfeste Auswirkungen für das Leben zukünftiger Bewohner in vielen Weltregionen hätten, betonen die beteiligten Forschenden.

(S E R V I C E – https://dx.doi.org/10.1038/s41558-025-02452-5 )

APA