„Die Gasnetze müssen redimensioniert werden“

6. November 2025

E-Control-Vorstand. Immer noch zahlen viele Kunden in Österreich mehr für Strom und Gas als sie müssten.

Schlechte Nachricht für die heimischen Gaskunden. Zwar werden die Gaspreise 2027 und 2028 sinken, aber die Netzgebühren werden weiter steigen. Weil der Verbrauch von Gas – politisch gewollt und konjunkturell bedingt – sinkt, begründet Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control.

Immer mehr Haushalte stellen ihre Gasheizungen um. Die Industrie fährt ihren Verbrauch wegen der schlechten Konjunktur zurück und in Ostösterreich ist der Gastransit durch die GCA (gehört mehrheitlich dem Verbund) praktisch zum Erliegen gekommen. Als das Gas aus Russland noch floss, wurde vier Mal so viel Gas durch Österreich geleitet, als im Inland verbraucht wurde.

Heißt, die 20 inländischen Betreiber von Gasnetzen, allesamt im staatlichen oder halbstaatlichen Umfeld, teilen ihre Kosten auf immer weniger Kunden auf. Dieser Entwicklung könne man nicht auf Dauer zusehen. Jetzt müsse alles ausgenutzt werden, um die Kosten zu senken, „aber die rückgängigen Mengen können nicht durch Kostensenkungen kompensiert werden“. Daher müssten die Gasnetze redimensioniert werden, sagte Urbantschitsch am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Heißt, Leitungsstränge müssten künftig stillgelegt werden, beginnend in Regionen mit wenig Gaskunden. Auch die Monopolkommission in Deutschland empfehle die Redimensionierung. Wasserstoff sieht Urbantschitsch für Haushalte „nicht als die Heizung der Zukunft“. Für den Winter sei die Gasversorgung gesichert.

Wenig Wechselkunden

Trotz der hohen Energiepreise wechseln nach wie vor nur vier bis fünf Prozent der Österreicher ihren Strom- und Gasversorger. Obwohl derzeit etliche Anbieter Strom um 10 Cent pro Kilowattstunde verkaufen, zahlen die Haushalte freiwillig deutlich mehr, rechnet Urbantschitsch vor.

Die mangelnde Wechselbereitschaft könnte auch damit zu tun haben, dass während der Energiekrise Diskont-Anbieter ihren Kunden die Verträge kündigten und Konsumenten dies neuerlich befürchten. Gekündigt hätten allerdings nicht nur ausländische Anbieter, sondern ebenso viele Diskont-Töchter von Landesversorgern, konstatiert Urbantschitsch.
Er plädiert für transparentere, monatliche Strom- und Gasrechnungen für die Haushalte. Die Energiekosten würden 2026 im Gegensatz zu heuer nicht mehr die Inflation nach oben treiben, betont Urbantschitsch. Die Endkundenpreise bleiben mehr oder weniger stabil. Langfristig würden die Strompreise vom Ausbau der Erneuerbaren abhängen. Je mehr in Wind- und Sonnenenergie investiert werde und je besser die Wasserführung der Flüsse sei, desto weniger müssten die teuren Gaskraftwerke eingesetzt werden.

Der Vertrag von Urbantschitsch läuft mit Jahresende aus und kann nach zwei Funktionsperioden nicht mehr verlängert werden. Der Experte hat seit wenigen Monaten eine Professur an der WU Wien. Die Ausschreibung für die beiden Geschäftsführer-Jobs läuft derzeit.

Kurier