Österreich ist bei der heurigen Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belem durch zwei Abgeordnete vertreten. Die Umweltsprecherin der ÖVP, Carina Reiter, und ihr grüner Amtskollege Lukas Hammer sind ins Amazonasgebiet gereist, um heimische Positionen zu vertreten, Kontakte zu Vertretern anderer Länder zu knüpfen und Lösungen im Kampf gegen die Klimakrise zu finden. Österreich könne sein Wissen bei der Methan-Reduktion in der Abfallwirtschaft exportieren, findet Reiter.
Die stellvertretende Vorsitzende des Umweltausschusses besuchte die diesjährige interparlamentarische Konferenz am Rande der COP. „Ein Thema war da Methan, das ja auch in Österreich kontrovers diskutiert wird“, so Reiter, die zwischenzeitlich wieder abgereist ist. Das Treibhausgas sei nicht nur in der Landwirtschaft relevant. Es kann auch bei der Abfallentsorgung, durch den anaeroben Abbau organischer Abfälle auf Deponien und in Kläranlagen, entstehen. Laut Reiter würden Abgeordnete aus Südamerika große Einsparpotenziale bei den Emissionen in diesem Bereich sehen. „Mit unserem Know-how aus der österreichischen Abfallwirtschaft können wir da unterstützen.“
Methan ist zweitwichtigstes Treibhausgas
Methan ist nach Kohlendioxid (CO2) das zweitwichtigste Treibhausgas. Seit Beginn der industriellen Revolution hat es nach Schätzungen zu etwa 30 Prozent zur Klimaerwärmung beigetragen. Etwa 60 Prozent des Methans in der Atmosphäre gehen auf menschlichen Einfluss zurück. Etwa 40 Prozent dieser Emissionen entstehen der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge in der Energiewirtschaft.
Rund ein Drittel der Methan-Emissionen weltweit stammen aus der Viehhaltung. Eine effiziente Maßnahme zur Reduzierung des Ausstoßes wäre weniger Fleischkonsum. Kühe produzieren nämlich Methan bei der Verdauung des Futters, es gelangt beim Wiederkäuen etwa über Rülpser in die Atmosphäre. Und dabei hat auch das Gastgeberland der COP eine wichtige Rolle: In Brasilien gibt es als eines der wenigen Länder weltweit mehr Rinder als Menschen: Mehr als 215 Millionen Rinder stehen etwa 212 Millionen Menschen gegenüber. Kein Land exportiert mehr Rindfleisch als Brasilien.
Reiter für weniger „oberlehrerhaftes Verhalten“
Die ÖVP-Umweltsprecherin will die Diskussion rund um die Klimakrise bei ihrem ersten COP-Besuch „fachlicher und wertfreier“ führen und weg von einem „oberlehrerhaften Verhalten“ mancher Kollegen kommen. Kritik anderer Parteien am Kurs der ÖVP will sie nicht gelten lassen. Die ÖVP werde oftmals als „böse“ dargestellt und in „ein Eck gestellt“. „Aber Klimaschutz kann nicht isoliert betrachtet werden, man muss auch die sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekte mitdenken.“
Grüner Hammer für Ausstieg aus fossiler Energie – und mit Kritik
Der Grüne Hammer, der seit Jahren regelmäßig auf der COP ist, fordert keine weiteren Verzögerungen bei der Bekämpfung der Ursachen der Klimakrise – und greift dabei auch den zuständigen Klima- und Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) an. Für Hammer stehe der Ausstieg aus fossilen Energien an der Spitze der wirkungsvollen Maßnahmen. „Es ist enttäuschend, dass Minister Totschnig bisher geschwiegen hat, während andere EU-Länder den Ausstieg aus fossilen Energien schon klar unterstützen.“
Um mehr Druck aufzubauen, habe er deshalb einen offenen Brief von rund 900 Parlamentariern und Parlamentarierinnen aus 96 Ländern unterschrieben, die einen ambitionierten Zeitplan zum Ausstieg, Mitsprache der am stärksten Betroffenen und die Finanzierung für einen gerechten Übergang fordern. Kolumbien habe sich für einen anderen Ansatz entschieden und suche nun Unterstützung für eine politische Erklärung zum geplanten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, die bisher laut Aussagen Hammers von kleinen Inselstaaten und Panama unterstützt wird. „Auch hier kann Minister Totschnig ein wichtiges Signal setzen, indem er den am stärksten betroffenen Staaten mit einer Unterstützungserklärung Österreichs den Rücken stärkt“, fordert Hammer.
APA


