
Der russische Gaskonzern Novatek verkauft einem Bericht zufolge Flüssigerdgas (LNG) aus seinem sanktionierten Projekt Arctic LNG 2 zu stark reduzierten Preisen an chinesische Abnehmer. Die Abschläge betragen demnach 30 bis 40 Prozent, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Mit den Verkäufen umgeht Russland westliche Sanktionen, die den Geldfluss aus Energiegeschäften für den Kreml unterbinden sollen.
Seit August habe es insgesamt 14 Lieferungen gegeben. Die erste Lieferung sei am 28. August zu einem Preis erfolgt, der drei bis vier Dollar unter dem asiatischen Referenzpreis von rund elf Dollar pro mmBtu (britische Wärmeeinheit) gelegen habe. Die Ladungen würden damit für 28 bis 32 Millionen Dollar verkauft, deutlich unter ihrem Marktwert von über 44 Millionen Dollar. Die Lieferungen erfolgen den Angaben zufolge an das Beihai-LNG-Terminal in Südchina, das vom staatlichen Infrastrukturmonopolisten PipeChina betrieben wird.
Die Verkäufe stellen die Sanktionspolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump infrage, die Moskau im Krieg gegen die Ukraine unter Druck setzen will. Bisher hat Washington jedoch keine Maßnahmen gegen die chinesischen Unternehmen ergriffen, die an den Käufen beteiligt sind. „Sie üben Druck auf ihre Verbündeten aus, damit diese kein russisches Gas oder LNG mehr importieren. Aber sie setzen ihre eigenen Sanktionen gegen Arctic LNG 2 nicht um“, sagte Anne-Sophie Corbeau, Forscherin am Center on Global Energy Policy der Columbia University. Insidern zufolge zögert Washington, da dies die eigenen Ambitionen der USA gefährden könnte, LNG-Geschäfte mit China abzuschließen.
Enge Putin-Vertraute bei Novatek beteiligt
Das 21 Milliarden Dollar teure Projekt Arctic LNG 2 ist mit einigen der schärfsten Sanktionen belegt, die der Westen gegen Russland verhängt hat. Novatek, an dem enge Vertraute von Präsident Wladimir Putin beteiligt sind, nahm die Produktion im Dezember 2023 auf, konnte jedoch bis August dieses Jahres keine einzige Ladung verkaufen. Der französische Partner TotalEnergies zog sich daraufhin aus dem Projekt zurück, während die beiden chinesischen Staatskonzerne CNPC und CNOOC mit jeweils zehn Prozent beteiligt blieben.
Die chinesische Regierung lehnt die westlichen Sanktionen ab. Die Energiekooperation zwischen China und Russland sei eine normale wirtschaftliche Zusammenarbeit, hieß es aus dem Außenministerium in Peking. Das Beihai-Terminal, das im Oktober von Großbritannien sanktioniert wurde, dient seit August faktisch als exklusiver Anlaufpunkt für russisches Gas und nimmt keine Lieferungen anderer Unternehmen mehr an.
APA/Reuters



