Serbien droht nun auch ein Problem mit der Gasversorgung

5. Dezember 2025, Belgrad
NIS musste wegen US-Sanktionen den Betrieb einstellen
 - Belgrade, APA/AFP

Nachdem die einzige serbische Raffinerie NIS wegen der US-Sanktionen gegen den russischen Mehrheitsbesitzer Gazprom kürzlich den Betrieb einstellen musste, steht das Land bereits vor einem neuen Problem. Denn wie es aussieht, dürfte die russische Gasversorgung ebenfalls in Gefahr kommen.

Erst kürzlich hatte die russische Seite nämlich die Gaslieferungen nur bis zum Neujahr versichert. Eine mehrjährige Gasvereinbarung, auf welche Belgrad gehofft hatte, war ausgeblieben, was den Manöverraum der serbischen Behörden auf der Suche nach einer Lösung für die Raffinerie wohl eingeengt hat.

Verstaatlichen oder Konkurs

Wie Energieexperten immer häufiger unterstreichen, steht die serbische Regierung, was die Raffinerie angeht, eigentlich vor nur zwei Lösungen: Entweder wird die Regierung zulassen, dass die Firma mit rund 13.000 Beschäftigten in Konkurs geht, oder sie wird sie verstaatlichen.

Politisch betrachtet würde die regierende Serbische Fortschrittspartei (SNS), deren treueste Anhänger klar pro-russisch orientiert sind, gerne sowohl die eine als auch die andere Lösung vermeiden.

Wie es derzeit aussieht, wird man spätestens Mitte Jänner eine Entscheidung treffen müssen. Die frühere Hoffnung, dass Gazprom seine Anteile an NIS verkaufen wird, scheint nicht gerade begründet zu sein. Auf die in Aussicht gestellte Zwangsverwaltung von NIS seitens der serbischen Behörden könnte Russland, wie man in Beobachterkreisen annimmt, mit der Einstellung weiterer Gaslieferungen reagieren.

Höhere Kosten

Die Situation wäre unangenehm, aber nicht gänzlich dramatisch, heißt es dazu unter den Belgrader Experten. Über den 2022 in Betrieb genommenen bulgarisch-griechischen Interconnector wird Serbien derzeit mit rund 400 Mio. Kubikmeter Gas aus Aserbaidschan versorgt. Weitere 1,4 Mrd. Kubikmeter Gas könnten nach Ansicht des Belgrader Energieexperten Miodrag Kapor durch Lieferungen aus dem LNG-Terminal (LNG – Erdgas im verflüssigten Zustand) im griechischen Alexandroupolis gesichert werden. Die Kapazität des Interconnectors durch Serbien liegt nämlich bei 1,8 Mrd. Kubikmeter.

Vermutlich wird Serbien aber auch mit höheren Gaskosten rechnen müssen. Denn die russischen Gaslieferungen waren 2024 um 35 Prozent billiger als jene aus Aserbaidschan, berichtete am Donnerstag die Zeitschrift „Nova ekonomija“.

APA