2027 soll Baubeginn für ein Heizwerk und das Leitungsnetz sein. Einige große Abnehmer haben schon einen Vertrag unterschrieben.
Zell am See ist bisher die einzige größere Stadt im Land Salzburg, in der es kein Fernwärmenetz gibt. Der Wärmebedarf der etwa 10.300 Einwohner wird zu fast 90 Prozent mit Gas, Öl und Strom gedeckt. Aber das soll sich ab dem Winter 2028/29 ändern. Ein Konsortium aus Salzburg AG, Raiffeisenverband Salzburg und dem Kärntner Landesversorger Kelag will bis zu 130 Mill. Euro in ein Fernwärmenetz für Zell am See investieren.
Die Stadt sucht schon länger nach Alternativen für die fossilen Energieträger, insbesondere seit infolge des Ukraine-Kriegs die Preise in die Höhe schossen und die Abhängigkeit von Russland und anderen Staaten zum Problem wurde. Darüber hinaus hat sich das Land in seiner Klima- und Energiestrategie das Ziel gesetzt, dass die Raumwärme bis 2040 komplett aus erneuerbarer Energie oder Fernwärme stammen soll. Zell am See ist also unter Zugzwang. 2023 ließ man von einem Ingenieurbüro untersuchen, ob das Potenzial für ein Fernwärmeprojekt im Zeller Becken da sei. Als das klar war, wurde das Projekt ausgeschrieben. Im November 2024 erhielt die Tauernwärme GmbH von Salzburg AG, Raiffeisen und Kelag den Zuschlag. Seither laufen die Vorarbeiten.
„Das Projekt ist weit fortgeschritten“, sagt Christian Rigler, der die Salzburg AG in der dreiköpfigen Geschäftsführung vertritt und für den Vertrieb zuständig ist. Das Heizwerk entsteht in Schüttdorf an der alten Kaprunerstraße zwischen dem Flugplatz und dem Entsorgungsunternehmen Zemka. Das Grundstück wird von der Zemka gepachtet und ist bereits als Gewerbegebiet gewidmet. Rigler sagt, wenn alles klappe, würden die Pläne für das Heizwerk 2026 eingereicht. Auch der Zeller Gestaltungsbeirat wird es sich noch anschauen. Die Bauarbeiten sollen 2027 starten. Im Winter 2028/29 sollen die ersten Kunden beliefert werden.Die Zeller müssen fünf Jahre durchbeißen, haben dann aber große Vorteile Christian Rigler, Tauernwärme. Die Trassen für das Leitungsnetz sind grob festgelegt. Die Details – zum Beispiel, ob man zwischen Schüttdorf und dem Zentrum die Straße oder den Geh- und Radweg am See nutzt – werden 2026 im Rahmen der technischen Planung geklärt. Vor allem im Zentrum ist diese wegen der beengten Platzverhältnisse und bestehender Leitungen eine Herausforderung. Das Gleiche gilt für die Grabungsarbeiten. Rigler sagt, man könne Zell am See nicht durch die Grabungen lahmlegen. Vor deren Start werde für mehrere Jahre ein Plan für die Bauzeiten festgelegt. Und dort, wo Straßen aufgegraben werden, soll das, falls notwendig, auch gleich zur Verbesserung der Wasser-, Strom- und Datenleitungen sowie der Kanäle genutzt werden. Rigler: „Die Zeller müssen da fünf Jahre durchbeißen, haben dann aber große Vorteile.“
In der ersten Bauetappe bis 2030 will man große Teile Schüttdorfs und des Zentrums aufschließen. Der Schwerpunkt liegt auf Vierteln mit großen Gebäuden. Die Aufschließung erfolgt straßenweise. Alle Anrainer erhalten alle Angebote, so Rigler. Vom Industriebetrieb über das Hotel bis zum Einfamilienhaus. Der Verkauf läuft seit dem Sommer und einige Großkunden haben bereits einen Liefervertrag abgeschlossen. Dazu zählen das neue Bundesschulzentrum in Schüttdorf, das Einkaufszentrum PEZZ in Schüttdorf und die Wohnbaugenossenschaft Bergland für die Objekte, die in ihrem Eigentum sind. Die Gemeinde prüfe, bei welchen ihrer Objekte ein Heizungstausch wirtschaftlich sei, sagt Bürgermeister Andreas Wimmreuter (SPÖ).
Zell am See hat einen Wärmebedarf von 121 Gigawattstunden jährlich. Mit dem Abschluss von Bauabschnitt 1 soll die Fernwärme 55 Gigawattstunden davon liefern. Für 20 Prozent der Wärmeleistung habe man derzeit schon Zusagen, so die Salzburg AG. Um in den Genuss einer Bundesförderung in der Höhe von 30 bis 35 Prozent der Baukosten zu kommen, müssen 50 Prozent der Wärmeleistung fixiert sein. Den Rest der Kosten trägt das Dreierkonsortium.
Vorerst nicht erschlossen werden Zellermoos und der östlichste Teil von Schüttdorf, wo es vor allem Einfamilienhäuser gibt. Das Schmittental wird nur etwa bis zur Hälfte angeschlossen, weil man sonst wegen des Höhenunterschieds eine Pumpstation errichten müsste. Zell am See Nord und Thumersbach sind Ziel der Bauetappen 2 und 3, für die es aber noch keine konkreten Planungen gibt.
Das Holz für das Heizwerk werde aus der Region kommen, sagt Rigler. „Die Heizkosten beziehen sich nur auf den Holzpreisindex und sind stabiler als bei Öl und Gas. Derzeit haben wir einen Preis von etwa 135 Euro pro Megawattstunde.“ Ein durchschnittliches Einfamilienhaus hat einen Wärmebedarf von etwa 20 Megawattstunden im Jahr. „Im Vergleich zu Pellets und Erdwärme sind wir durchaus konkurrenzfähig“, sagt Rigler. Gas bekomme man zwar noch um 80 Euro, aber die Preise würden in Zukunft stark steigen, weil man dann für das ausgestoßene CO2 ein Mehrfaches zahlen muss. „Außerdem haben Öl und Gas ein Ablaufdatum. Der Vergleich ist sinnlos.“ Bei der Fernwärme habe man zudem den Vorteil, dass man sich weder um den Brennstoff noch die Wartung kümmern müsse und keinen Rauchfangkehrer benötige.
Anton Kaindl
Salzburger Nachrichten





