Der Preisdeckel für die jährlichen Gas- und Stromkosten privater Haushalte in Großbritannien wird im Oktober auf 3.549 Pfund (4.210 Euro) steigen. Das teilte die Energieaufsicht Ofgem am Freitag mit. Derzeit liegt die Preisdeckelung bei 1.971 Pfund, nachdem sie seit dem vergangenen Herbst bereits einen erheblichen Sprung von damals 1.277 Pfund gemacht hatte.
Die Kosten beziehen sich auf den Verbrauch eines durchschnittlichen britischen Haushalts mit zwei bis drei Personen und einem Verbrauch von 2.900 Kilowattstunden Strom sowie 12.000 Kilowattstunden Gas jährlich. Wer mehr verbraucht, den schützt der Preisdeckel nicht vor einer noch höheren Rechnung.
Mit der Anhebung des Preisdeckels steigt der Druck auf die Regierung, Maßnahmen zur Entlastung von Haushalten anzukündigen. Mit einem konkreten Plan wird aber nicht vor dem 6. September gerechnet, wenn die Nachfolge des scheidenden Premiers Boris Johnson entschieden wird. Außenministerin Liz Truss, die als Favoritin gilt, kündigte lediglich „umgehende Hilfe“ an.
Ofgem-Chef Jonathan Brearley bezeichnete die Anhebung als „verheerende Neuigkeiten“ für Familien, die bereits am Existenzminimum leben. An die neue Regierung, die Anfang September ihre Arbeit aufnehmen soll, sagte er: „Wir arbeiten eng mit Ihnen zusammen. Aber wir müssen alle mit Dringlichkeit und Entschiedenheit handeln, um dieses Problem zu lösen“, sagte er.
Übergangsfinanzminister Nadhim Zahawi gab zu, dass die Ankündigung bei den Menschen „Stress und Angst“ auslöse. Hilfe sei aber unterwegs, versicherte er. So soll es für alle Haushalte eine einmalige Hilfe von 400 Pfund geben. Sozialhilfeempfänger sollen zusätzlich 650 Pfund und Pensionisten noch einmal 300 Pfund erhalten.
Erwartet wird, dass die Deckelung auch im Jänner und im April noch einmal kräftig angehoben wird, um die hohen Marktpreise für Strom und Gas widerzuspiegeln und Anbieter vor dem Kollaps zu bewahren. Prognosen zufolge könnte dann die jährliche Energierechnung für durchschnittliche Haushalte auf bis zu 7.000 Pfund steigen.
APA/dpa