Stromproduktion aus Wasserkraft wegen Dürre drastisch geringer

31. August 2022

Im Juli haben die heimischen Laufkraftwerke fast ein Drittel weniger Strom erzeugt.

Die lange Hitzeperiode hat die heimische Stromproduktion aus Wasserkraft im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 31 Prozent – fast ein Drittel – sinken lassen. „Das hat zur Folge, dass Österreich dreimal mehr Strom importieren musste als im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre“, berichtete Gerhard Christiner, technischer Vorstand des Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG), am Donnerstag. Im Juli 2021 hatten laut APG noch rund 96 Prozent des Stromverbrauchs in Österreich durch erneuerbare Energien gedeckt werden können, heuer waren es wegen der Trockenheit nur 77 Prozent.

Die stark gesunkene Stromproduktion aus Wasserkraft im Juli zeigte sich auch im Energieaustausch innerhalb Österreichs. Tirol speiste mit 263 Gigawattstunden (GWh) im Juli rund 22 Prozent weniger Strom ins APG-Netz ein als im Monat davor. Oberösterreich landete mit 164 GWh auf dem zweiten Platz. Wien (457 GWh) und Niederösterreich (306 GWh) entnahmen im vergangenen Monat den meisten Strom aus dem Netz.

Wie aus einer Aussendung der APG hervorgeht, zeige die Bilanz des Österreichischen Energieaustauschs, dass das überregionale Stromnetz der Austrian Power Grid „unerlässlich für die sichere Stromversorgung Österreichs“ sei. Fehlende Netzkapazitäten führten zu Engpässen auf den Leitungen und erforderten fast täglich den Einsatz sogenannter Redispatch-Notfallmaßnahmen, so die APG weiter. Dabei werde hohen Leitungsbelastungen durch gezielte Eingriffe in den Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke entgegengesteuert.
„Mit Stand Juli waren derartige Eingriffe heuer bereits an 144 Tagen notwendig“, sagte Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. Dies verursache Kosten, die letztlich der Stromkunde bezahlen müsse.

Gaspreis in Europa über 300 Euro

Zu Monatsende lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Ausgaben nach Angaben der APG bei rund 54 Millionen Euro. „Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren“, sagte Karall. In ihrer Aussendung sprach sich die APG erneut für einen „unmittelbaren Ausbau der Netzinfrastruktur“ aus.

In Europa treibt der Gasmangel infolge des Ukraine-Krieges den Preis für den fossilen Energieträger unterdessen immer weiter nach oben. Am Donnerstag sprang er über die Marke von 300 Euro pro Megawattstunde (MWh), nachdem sich der für den europäischen Gashandel richtungsweisende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in Amsterdam an den beiden Vortagen vergleichsweise stabil gehalten hatte. In der Früh legte der Preis um mehr als sechs Prozent auf fast 316 Euro je MWh zu. Nur in der Zeit unmittelbar nach Kriegsausbruch war der Preis für das in Europa gehandelte Gas kurzzeitig mit einem TopWert von 345 Euro höher gewesen.

Am Markt wird der jüngste Höhenflug beim Gaspreis nach wie vor mit einer erneuten Unterbrechung der russischen Gaslieferungen nach Europa via Nord Stream 1 erklärt. Russland hatte angekündigt, Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ab dem 31. August für drei Tage zu unterbrechen. Das nährte Befürchtungen, der ohnehin schon stark gedrosselte Gasfluss aus Russland könnte komplett stoppen, sollte die Lieferung nach der Pause nicht wieder aufgenommen werden.

Wiener Zeitung