Der Tschechische Energiekonzern (CEZ) hat eine Zustimmung der nationalen Atombehörde (SUJB) zur Platzierung von zwei neuen Reaktoren im Atomkraftwerk Dukovany erhalten. Dies teilte der CEZ-Sprecher Ladislav Kriz am Montag mit. Die Zustimmung gilt für zwei Reaktoren mit einer Leistung von bis zu je 1.200 Megawatt, hieß es. Der südmährische Atommeiler liegt nur etwa 50 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Scharfe Kritik äußerten die Grünen in Österreich.
Laut Kriz handelt es sich um einen der wichtigsten Vorbereitungsschritte vor der Auswahl des Technologie-Lieferanten und vor dem Baubeginn. Das Verfassen der Dokumentation, die über 200 Studien und Analysen beinhalte, habe fünf Jahre gedauert. Die SUJB-Chefin Dana Drabova sagte dazu, die Bewertung habe keine Fakten ergeben, die einer Erteilung der Genehmigung im Wege stehen würden.
Von einem äußerst schlechten Deal für die tschechische Bevölkerung sprach indes Martin Litschauer, Anti-Atomenergie Sprecher der österreichischen Grünen, am Montag. Atomstrom sei jetzt schon bis zu fünf Mal so teuer wie Strom aus modernen Erneuerbaren Quellen. Außerdem habe der Atomstrom auch einen wesentlichen CO2-Ausstoß in der Wertschöpfungskette, der nicht klein gemacht werden dürfte. „Ich halte die Signale in Richtung Ausbau für fatal im Sinne einer naturverträglichen, risikominimierenden und ökonomisch-sinnvollen Energiewende“, erklärte Litschauer.
Obwohl die SUJB-Zustimmung zwei Reaktoren betrifft, ist aktuell der Bau nur eines Reaktors geplant. Dieser verzögert sich jedoch immer wieder. Der erste neue Reaktor soll nach den Plänen der Regierung in den Jahren 2035 bis 2037 ans Netz gehen. Die Kosten dafür werden auf bis zu 7,5 Milliarden Euro geschätzt. Der Auftrag ist noch nicht vergeben.
Bisher wurde kein Auswahlverfahren gestartet, obwohl es bis Ende 2020 geplant worden war. Außerdem wird gestritten, ob auch russische und chinesische Firmen an der Ausschreibung teilnehmen sollten. Vor allem die rechtsliberale Opposition sieht darin ein politisches Sicherheitsrisiko.
Derzeit sind dort vier Reaktoren in Betrieb, die mehr als 30 Jahre alt sind. Die Finanzierung des Ausbaus von Dukovany will der Staat zu 70 Prozent übernehmen. Die restlichen 30 Prozent und etwaige Zusatzkosten soll der Tschechische Energiekonzern (CEZ), der zu 70 Prozent dem Staat gehört, tragen. Österreich hat mehrmals gegen die Pläne zum Ausbau Dukovanys protestiert. Umweltschützer kritisieren die Sicherheit der Anlage und halten die Druckwasserreaktoren der russischen Bauart WWER-440/213 für veraltet. Das AKW Dukovany deckt derzeit rund ein Fünftel des tschechischen Stromverbrauchs. Die tschechische Regierung in Prag will den Anteil von Atomstrom bis 2040 auf mehr als die Hälfte erhöhen.
APA