Wien-Energie: Noch keine Sicherheiten des Bundes beansprucht

29. September 2022, Wien
Strebl verteidigte einmal mehr das Vorgehen seines Unternehmens - Wien, APA/THEMENBILD

Wien-Energie-Chef Michael Strebl sieht weiterhin keine Verfehlungen bei dem stadteigenen Unternehmen und verweist darauf, dass die Sicherheiten des Bundes bisher nicht benötigt wurden. Es sei „bisher noch kein einziger Cent“ davon abgerufen worden. Dass der Energieversorger, wie der „Kurier“ in seiner Donnerstag-Ausgabe berichtet, aus dem Cash-Pooling des Mutterkonzerns Wiener Stadtwerke 600 Mio. Euro erhalten hatte, bestätigte Strebl heute in der „ZIB2“.

Dass Gutachten zu den Börsengeschäften des Unternehmens nicht der Öffentlichkeit präsentiert werden, verteidigte der Wien-Energie-Geschäftsführer. Es sei von den Studienautoren Geheimhaltung eingefordert worden, außerdem gehe es um Geschäftsgeheimnisse. Die Wien Energie sieht sich durch Studien von drei Wirtschaftsprüfungsinstitute, die im Auftrag der Wiener Stadtwerke den Stromhandel der Wien Energie geprüft haben, entlastet, wobei sich auch belastende Elemente darin befunden haben. Dass dabei auch von einer möglichen „Existenzbedrohung“ für das Unternehmen berichtet werde, sei aus dem Zusammenhang gerissen. Die Wien Energie sei jedenfalls bei ihrem Handel an der Strombörse eine „risikoarme Strategie gefahren“. „Die Wien Energie war nie zahlungsunfähig“, betonte Strebl einmal mehr, man habe „nach besten Wissen und Gewissen gehandelt“.

Dass sie regeren Börsenhandel als Mitbewerber betrieben hat, verteidigte Strebl. Dies sei die „risikoarmste Variante“. Die Strommärkte hätten allerdings „völlig verrückt gespielt“, meinte er einmal mehr und betonte: „Das war ein perfekter Tsunami.“ Dass Milliardensummen als Sicherheiten für den Wiener Stromversorger im Raum standen, verteidigte der Wien-Energie-Chef damit, dass man aus Vorsicht an den Bund herangetreten sei, um für „allfällige verrückte Marktsituationen“ gerüstet zu sein.

Dass die Wien Energie nahezu ihre gesamte Stromproduktion zuerst verkaufen und dann wieder zurückkaufen würde, ließ Strebl im „ZIB2“-Interview nicht gelten. Es handle sich dabei um eine bilanzielle Darstellung zu einem bestimmten Stichtag. An der Börse würde jener Strom verkauft, der zu viel anfalle.

Beruhigende Nachrichten gab es für die Privathaushalte in Wien: Die Gasversorgung sei gesichert, die Speicher seien zu 92 Prozent gefüllt, „das geht sich rechnerisch aus“, so Strebl. „Aus heutiger Sicht ist die Versorgung der Wienerinnen und Wiener gesichert“, erklärte der Geschäftsführer des Energieversorgers.

Zum Hintergrund: Ende August wurde bekannt, dass die Wien Energie laut Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) „in eine finanzielle Notlage“ geraten ist. Der Energieversorger brauche „dringend Unterstützung“. In den Folgetagen war von einem „Schutzschirm“ von bis zu zehn Milliarden Euro die Rede. Am 31. August einigten sich Bund und Bundeshauptstadt auf ein zwei Milliarden schweres Darlehen – von dem laut Strebl in der „ZIB2“ bisher nicht Gebrauch gemacht wurde.

APA

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