Nord Stream: Weniger Methan als befürchtet ausgetreten

6. Oktober 2022, Moskau
Methan tritt aus - Baltic Sea, APA/SWEDISH COAST GUARD

Durch die Lecks an den Nord-Stream-Gaspipelines ist laut französischen Forschern weniger klimaschädliches Methan in die Atmosphäre gelangt als befürchtet. Daten von Überwachungsstationen in ganz Europa hätten sie zu dem Schluss gebracht, dass 70.000 Tonnen Methan freigesetzt worden seien, so Wissenschafter der französischen Kommission für Atomenergie und alternative Energien (CEA) am Mittwoch. Andere Schätzungen waren mit bis zu 300.000 Tonnen auf ein Vielfaches gekommen.

Die geschätzte Menge, die freigesetzt wurde, entspreche zwei Prozent der französischen Kohlenstoffemissionen oder den Emissionen von Paris für ein ganzes Jahr, sagte Philippe Ciais. Wissenschafter hatten sich besorgt über die Klima- und Umweltauswirkungen durch die Lecks geäußert. Auch sie betonten jedoch, dass die betroffenen Methanmengen nur einen Bruchteil der weltweiten Emissionen ausmachten.

In der vergangenen Woche waren insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 entdeckt worden, die von Russland durch die Ostsee nach Deutschland führen. Alle Lecks befinden sich nahe der dänischen Insel Bornholm, zwei davon in der Wirtschaftszone Dänemarks und die beiden anderen in der Wirtschaftszone Schwedens. Die Leitungen sind zwar nicht in Betrieb, waren aber aus technischen Gründen mit Gas gefüllt. Mittlerweile ist der Gasaustritt weitgehend versiegt.

Einem dänisch-schwedischen Bericht für den UN-Sicherheitsrat zufolge waren die Lecks von Unterwasser-Explosionen mit einer Sprengkraft wie „hunderte Kilo“ Sprengstoff verursacht worden. Sowohl der Westen als auch Russland erhoben die Anschuldigung, es handle sich um Sabotage. Der russische Präsident Wladimir Putin warf dem Westen vor, hinter den Explosionen zu stecken.

Unterdessen betonte der russische Vizeregierungschef Alexander Nowak, Moskau könne „in kürzester Zeit“ durch den unbeschädigten Teil von Nord Stream 2 Gas liefern. Dazu müssten die Europäer „die notwendigen rechtlichen Entscheidungen über die Zertifizierung und die Aufhebung der Beschränkungen“ für diese Pipeline treffen, sagte Nowak am Mittwoch im Staatsfernsehen.

Die NATO geht von einem Sabotage-Akt an den Nord-Stream-Pipelines aus und zeigt sich im Fall von Angriffen auf kritische Infrastruktur zur Gegenwehr entschlossen. „Alle derzeit vorhandenen Informationen deuten darauf hin, dass dies das Ergebnis eines absichtlichen, rücksichtslosen und unverantwortlichen Akts der Sabotage ist“, erklärte das Militärbündnis mit Blick auf die Lecks an den Gaspipelines in der Ostsee.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte: „Jedem vorsätzlichen Angriff auf die kritische Infrastruktur von Verbündeten wird mit einer geschlossenen und entschlossenen Antwort begegnet.“ Ein möglicher Verantwortlicher wird in dem Statement nicht genannt. Bereits am Vortag hatte auch Stoltenberg – ebenfalls ohne Schuldzuweisung – von Sabotage gesprochen.

Man habe sich dazu verpflichtet, sich auf den „Einsatz von Energie und anderer hybrider Taktiken durch staatliche und nicht-staatliche Akteure“ vorzubereiten, sie abzuschrecken und abzuwehren. Die Beschädigung der beiden Pipelines Nordstream gebe Anlass zu großer Sorge. Die Lecks gefährdeten die Schifffahrt und verursachten erhebliche Umweltschäden. „Wir unterstützen die laufenden Ermittlungen zur Klärung der Schadensursache.“

APA/Reuters

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