Tagung zeigt wie EI in Energiewende einsteigt

20. Oktober 2022, Graz
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Die Produktion von Stahl, Zement, Glas und die Chemieindustrie benötigen hohe Temperaturen und viel Energie. Das schlägt sich in CO2-Emissionen nieder. Die EU hat sich jedoch das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Dafür muss auch die energieintensive Industrie (EI) „klimafit“ gemacht werden. In Graz diskutieren am Freitag Vertreter der internationalen Industrie und Forschung, wie energieintensive Industrien die Energiewende meistern können.

Alleine schon der Erdgas-Verbrauch in Österreich liegt bei rund neun Milliarden Kubikmetern jährlich, davon benötigt die produzierende Industrie laut Industriellenvereinigung rund 40 Prozent. Mit der von Österreich eigens geförderten Erdgasmenge können gerade 15 Prozent des Eigenbedarfs gedeckt werden. Doch bis 2050 soll die energieintensive Industrie vollständig auf fossile Energien verzichten. In Österreich ist diese laut dem Klima- und Energiefonds für mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich, die dementsprechend bis 2050 auf null sinken müssen.

Die österreichische Industrie sei eine Vorreiterin der Dekarbonisierung ihrer Prozesse, und die südösterreichische Industrie „schon längst ein Teil der Lösung“, betonte Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark. Die Zementindustrie liege beispielsweise bei den Emissionen pro Tonne um 22 Prozent unter dem EU-Durchschnitt, im Bereich Stahl 13 Prozent unter dem Benchmark. „Dennoch muss uns allen bewusst sein, dass eine vollständige Dekarbonisierung der Prozesse mit dem derzeitigen Stand der Technologien in einzelnen Branchen nicht zu erreichen ist und erst mit radikalen Prozessinnovationen möglich sein wird“, betonte der steirische IV-Präsident.

„Gerade in so komplexen Transformationsprozessen ist es unerlässlich, neue Ideen zu entwickeln, zukunftsrelevante Technologien zu diskutieren und Feedback zu Prozessen einzuholen“, betonte Harald Kainz, Rektor der TU Graz. An der TU Graz forscht man seit vielen Jahren etwa im interdisziplinären Forschungsschwerpunkt „Sustainable Systems“ an Technologien der Zukunft, das an der TU Graz angesiedelte Hydrogen Center Austria (HyCentA) zählt zu den Pionieren der europäischen Wasserstoffforschung, wie Kainz ausführte.

„Die Herausforderung ist, dass bestimmte Materialien nur für bestimmte Anwendungen geeignet sind. Hier muss noch sehr genau abgestuft werden, wo mit welchem Energieträger das gewünschte Ziel am besten erreicht werden kann“, umriss Kainz. Die Industriellenvereinigung Steiermark und die TU Graz haben im Rahmen des Horizon2020-Projektes RE4Industry für das kommende Wochenende zu einem Wissenstransfer-Event an die TU Graz geladen. Dabei werden Best-Practice-Beispiele vorgestellt, Lösungsansätze diskutiert und etwa auch Exkursionen zu Österreichs erstem Wasserstoffforschungszentrum HyCentA, zum Papierhersteller Sappi oder der Wasserstoffproduktion der Energie Steiermark unternommen, wie Brigitte Hasewend von der European Sustainable Energy Innovation Alliance, die die Grazer Tagung organisiert, ausführte.

„Biomasse, Bioenergieträger, Solar und Geothermie sowie Wasserstoff“, seien laut Rainer Janssen, Präsident von EUREC – Association of European Renewable Energy Research Centers, die aussichtsreichsten erneuerbaren Energien für EI. Für die energieintensiven Industrien gehe es aktuell vorrangig um Optionen für die Nachrüstung bestehender Industrieanlagen und die Umstellung der Produktionsprozesse auf Strom aus erneuerbaren Quellen. Im Rahmen von RE4Industry gebe man dazu Anleitungen. In künftigen Phasen der Dekarbonisierung werden laut Janssen Technologien zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid, neuartige Materialien oder alternative industrielle Prozesstechnologien von zentraler Bedeutung sein. Hier müsse ebenso in die Forschung und Entwicklung investiert werden, wie in die Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie und der Bereiche „grüner“ Wasserstoff und E-Fuels.

APA

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