Windstrom für Wasserstoff zur CO2-armen Stahlproduktion

11. März 2021, Salzgitter
Mit Windstrom zu CO2-sauberem Stahl - Salzgitter, APA/dpa

Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern Salzgitter nutzt nun auch Ökostrom aus Windkraft, um so „grünen“ Wasserstoff für eine CO2-arme Produktion zu gewinnen. Zusammen mit E.ON/Avacon, Linde und Siemens setzte Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann am Donnerstag die sogenannte Sektorkopplung in Betrieb. Nach Angaben der Partner ist es das erste konkrete industrielle Vorhaben dieser Art im Land.

Dabei wird elektrische Energie aus sieben Groß-Windrädern, die die regionale E.ON-Gesellschaft auf dem Gelände von Salzgitter betreibt, in zwei Elektrolyse-Einheiten eingespeist. In diesen spaltet dann die angelegte Spannung Wasser in die Elemente Wasserstoff und Sauerstoff auf. Ersterer kommt anschließend – anstelle von klassischer, klimaschädlicher Kokskohle – in einem alternativen Verfahren des Stahlkochens zum Einsatz, das so gut wie CO2-frei ablaufen soll.

Die Stahlbranche erhofft sich von der Technologie einen entscheidenden Effekt für die Einhaltung schärferer Klimaschutzregeln über die kommenden Jahrzehnte. Sie will so auch einen Beitrag zum Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft leisten. Geplant ist, dass das Projekt „Windwasserstoff Salzgitter“ den Bedarf am Hauptsitz der Salzgitter AG vollständig deckt. 50 Millionen Euro wurden investiert.

Das verwandte Projekt „Salcos“, bei dem eine mit Wasserstoff und Erdgas betriebene Eisenerz-Direktreduktionsanlage entsteht, war Ende 2020 vorgestellt worden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) übergab einen Förderbescheid über fünf Millionen Euro. An den Kosten der Elektrolyse-Anlage beteiligt sich die staatliche Förderbank KfW.

Bis 2050 will sich Salzgitter komplett von konventioneller auf wasserstoffbasierte Stahlerzeugung umgestellt haben. Damit soll der CO2-Ausstoß in der Produktion um bis zu 95 Prozent gesenkt werden. Fuhrmann sagte: „Direktreduktion ist zumindest hier in Europa die ökologisch sinnvollste und effizienteste CO2-Vermeidungs-Route.“

Der Konzern ist auch Teil eines Konsortiums, das in den kommenden Jahren eine Wasserstoff-Infrastruktur in Nordwestdeutschland aufbauen will. Eon-Chef Johannes Teyssen erklärte, so könnten Schwierigkeiten bei der Energiewende und Ablösung von Kohle- und Kernkraft abgefedert werden. „Rein elektrisch“ funktioniere einiges noch nicht, meinte er – „ohne grüne Gase werden wir nicht auskommen“. Wasserstoff gilt als guter Energie-Zwischenspeicher. Jedoch ist seine chemische Gewinnung aus Wasser energieintensiv – diese muss bei einer möglichst günstigen CO2-Bilanz daher mit einem möglichst hohen Ökostrom-Anteil ablaufen.

APA/dpa