EU bleibt auch nach 2027 von Russlands Öl und Gas abhängig

12. Dezember 2022, Russland

Der Grund laut Internationaler Energieagentur: Europa wird seine Ziele beim Ausbau erneuerbarer Energien deutlich verfehlen.

Russlands Angriff auf die Ukraine hat Europa seine Abhängigkeit von Öl und Gas bewusst gemacht und am alten Kontinent wie auch weltweit einen Boom beim Ausbau erneuerbarer Energie ausgelöst. Die EU hat sich das Ziel gesetzt, bis 2027 unabhängig von russischem Öl und Gas zu werden. Die am Weg dorthin im Programm „REPowerEU“ festgelegten Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energie werden jedoch laut Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) deutlich verfehlt werden.

Bis 2027 hält es die IEA für realistisch, dass der Anteil der Erneuerbaren in der Stromproduktion Europas auf fast 55 Prozent steigt. Doch das reicht nicht auf dem Weg zum EU-Ziel von 69 Prozent. Der Transportsektor könnte zu 16 Prozent auf erneuerbare Energie umgestellt sein, die EU bräuchte aber laut „REPowerEU“ mehr als das Doppelte. Und auch beim Heizen und Kühlen schafft die Union laut IEA-Prognose nur ein wesentlich geringeres Wachstum als nötig.
Der Krieg, steigende Preise sowie das Bewusstsein der drohenden Klimakrise würden den Ausbau erneuerbarer Energieträger weltweit in ungeahnte Höhen treiben, so die IEA am Dienstag. Ihre Prognose für den Zuwachs bei Erneuerbaren hat sie im Vergleich zum Vorjahresbericht nun um 30 Prozent erhöht. Das deutlich beschleunigte Wachstum bei alternativen Energieträgern halte die Hoffnung am Leben, doch noch die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken.

Der weltweite Mehrbedarf an Strom könne zu mehr als 90 Prozent mit Erneuerbaren gedeckt werden – vor allem mit Wind und Photovoltaik (PV). Das, so die IEA weiter, bringe aber noch keinen Rückgang beim Einsatz fossiler Energieträger mit sich, sondern eine Stagnation bei der Kohleverstromung und einen leichten Anstieg bei Gaskraftwerken.

Global wird sich die installierte PV-Leistung im wahrscheinlichsten Szenario bis 2027 auf 2.350 Gigawatt verdreifachen und dann höher sein als die Leistung bei Kohlekraftwerken. 2027 dürften auch erstmals mehr Wind- als Wasserkraftwerke in Betrieb sein. 40 Prozent des weltweiten Stroms sollten dann aus erneubaren Quellen stammen. Große PV-Anlagen sind in dieser Periode in einer Mehrheit aller Staaten die kostengünstigsten neuen Kraftwerke.
Die weltweite Kapazität, Strom aus Wind zu erzeugen, wird sich bis 2027 laut IEA verdoppeln. Europa werde aber Weltmarktanteile verlieren, da das Wachstum in China und den USA deutlich höher ausfallen werde. / (apa/red.)

Wiener Zeitung