Salzstock Gorleben soll kein Atommüll-Endlager werden

28. September 2020, Berlin
Endlager: Salzstock Gorleben ist aus dem Rennen
 - Gorleben, APA/dpa

90 Gebiete in Deutschland haben nach neuesten Erkenntnissen günstige geologische Voraussetzungen für ein Atommüll-Endlager. Der jahrzehntelang umstrittene Salzstock Gorleben in Niedersachsen ist nicht darunter.

Dies geht aus dem am Montag veröffentlichten Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hervor. Eine Vorfestlegung auf einen Standort ist damit aber noch längst nicht verbunden. In den kommenden Monaten und Jahren werden die möglichen Standorte nach und nach weiter eingegrenzt, indem weitere Kriterien – etwa die Bevölkerungsdichte – berücksichtigt werden.

Dennoch dürfte die Debatte über die Endlagerung von hoch radioaktivem Atommüll in Deutschland damit in Fahrt kommen – vor allem in den Gebieten, die nun näher unter die Lupe genommen werden sollen.

Das Endlager soll unterirdisch in Salz, Ton oder Kristallin, also vor allem Granit, entstehen. Bis 2031 soll der Standort gefunden sein, ab 2050 sollen Behälter mit strahlendem Abfall unterirdisch eingelagert werden.

Der Bericht listet erst einmal alle Regionen in Deutschland auf, „die günstige geologische Voraussetzungen für die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle erwarten lassen“, so schreibt es das entsprechende Gesetz vor. Deswegen sind es noch ziemlich viele und teils auch recht große Gebiete. Konkreter wird es erst in den kommenden Jahren.

Die BGE hat andere Salzstöcke in Niedersachsen wie auch Gebiete in Baden-Württemberg sowie große Teile Ostdeutschlands auf der Liste. Das westliche Saarland, das nordöstliche Mecklenburg-Vorpommern und Teile des Ruhrgebiets finden sich dagegen nicht darauf. Das Ruhrgebiet scheidet wegen der zahlreichen alten Bergwerke aus, die das Gebiet geologisch unsicher machen. Auch kommt Bayern in die Diskussion, wo das Granitgestein grundsätzlich als geeignet für ein unterirdisches Atommüll-Lager genannt wird. Die bayerische Landesregierung hatte ihren Staat dagegen bereits im Vorfeld wiederholt als ungeeignet bezeichnet.

In den 1970er Jahren war beschlossen worden, in Gorleben ein Endlager einzurichten, seitdem hatten jahrzehntelange Erkundungen des Salzstocks stattgefunden. Damals lag der Ort nahe der DDR-Grenze im sogenannten Zonenrandgebiet. Gegen ein mögliches Lager dort gab es jahrzehntelangen Widerstand. Zudem existiert in Gorleben seit 1995 ein Atommüll-Zwischenlager. Transporte dorthin aus französischen Atommeilern riefen in den vergangenen Jahren immer wieder Proteste und Blockaden von Umweltaktivisten hervor.

Nun wurde die Endlager-Suche komplett neu gestartet. Ausgehend von einer „weißen Landkarte“, auf der erst mal jeder Ort grundsätzlich in Frage kommt, werden mögliche Standorte nun nach wissenschaftlichen Kriterien nach und nach eingegrenzt.

Deutschland will bis Ende 2022 komplett aus der Atomstromerzeugung aussteigen. Zur Zeit sind nur noch sechs Atomkraftwerke in Betrieb, vor zehn Jahren es noch 17.

Weltweit gibt es bisher in keinem Staat ein Endlager für solchen Müll. Deutschland hat entschieden, die Abfälle nicht ins Ausland zu bringen und sie stattdessen unter Tage einzulagern. Ausgelegt werden soll der Bau für eine Million Jahre.

Wenn Ende 2022 das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz geht, wird etwa 27.000 Kubikmeter hoch radioaktiver Müll bleiben. Für diesen wird ein Raum mit 30 mal 30 mal 30 Metern gebraucht. Er soll in einer Tiefe von mindestens 300 Metern und einer Gesteinsschicht mit mindestens 100 Metern Mächtigkeit entstehen.

Von den Kosten für die Endlagerung haben sich die Atomkonzerne mit einer Zahlung von gut 24 Milliarden Euro befreit, die jetzt in einem staatlichen Fonds angelegt sind. 

APA/ag