„Können Preise dieses Jahr halten“

15. Feber 2023, Linz

Linz AG: Strom und Erdgas werden mit nur kleinem Aufschlag weitergegeben

Zwei Drittel der Heizsaison im aktuellen Winter liegen hinter uns. Die Linz AG, die von 105.000 Haushalten in Linz 80.000 mit Fernwärme versorgt, arbeitet längst an der Vorsorge für den kommenden Winter. Das Unternehmen im Eigentum der Stadt hat langfristig Gas-Speicherkapazitäten im Ausmaß des eigenen Jahresbedarfes gesichert. Mit Stand gestern, Montag, ist dieser Speicher zu 94,4 Prozent voll, berichtet Generaldirektor Erich Haider. Haider sagt, unmittelbar nach Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 sei mit der Gaseinlagerung begonnen worden. Die Linz AG sei mit einem Speicherstand von 96 Prozent in die Heizsaison gestartet. „Gegen die Usance“, so Haider, werde auch jetzt in der Heizperiode sofort wieder eingelagert. Ist der Gaspreis niedrig, wird auf dem Spotmarkt nachgekauft. Deshalb seien die Speicher voll.

Erdöl und Holz eingelagert

Um die Versorgung mit Strom und Wärme (60 Prozent der Fernwärme wird mit Erdgas erzeugt, der Rest mit erneuerbarer Energie) auch bei einem Gaslieferstopp aus Russland gewährleisten zu können, wurden die Reserve-Öltanks für die Fernheiz-Kraftwerke Linz-Mitte und Linz- Süd ebenfalls aufgefüllt. Das sichere den Vollbetrieb für zwei Monate.

Für das Biomasse-Kraftwerk wurde mehr Hackgut eingelagert. Aktuell liege ein Äquivalent von 94.000 Megawattstunden auf Lager. Das entspreche dem Verbrauch von 3,5 Monaten.
Die hohen Preise für Erdöl, Holz und Erdgas haben im Vorjahr Zusatzkosten gegenüber dem Jahr zuvor von 61 Millionen Euro bedeutet. Allein 60 Millionen machten die höheren Gasrechnungen aus, sagt Haider. „Wir machen keinen Verlust, aber auch keine besonderen Gewinne“, sagt der Generaldirektor.

Die Kunden würden von einer Mischkalkulation profitieren. Abgerechnet werde nicht mehr nach dem umstrittenen Merit-Order-Prinzip, wonach das teuerste Kraftwerk den Preis für Strom definiere. Dieses System sei in Kriegszeiten nicht aufrechtzuerhalten, sagt Haider.

Die Gas-Einstandspreise würden „mit einem kleinen Aufschlag“ weitergegeben, so Haider. Deshalb seien die Arbeitspreise von neun Cent pro Kilowattstunde Gas bzw. 19 Cent bei Strom für Bestandskunden „die günstigsten eines österreichischen Energieversorgers“, so der Aufsichtsratsvorsitzende, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger.

Keine Zufallsgewinn-Steuer

„Diesen Preis können wir dieses Jahr halten“, bekräftigt Haider. Auch für Neukunden (einige tausend in den vergangenen Monaten) sind die Konditionen mit 13 Cent für Erdgas und 27 Cent für Strom günstig.
Weil die Stromwechselrate aktuell gering sei, würde der Linz AG nicht die Tür eingerannt. Beworben werden die Tarife nicht, alle Neukunden aber bedient. Was man merke, seien Kündigungswellen anderer Stromanbieter. Dann würden einige in die Grundversorgung drängen – das ist der Bestandskundentarif. Aktuell gebe es einige hundert Kunden mit diesem Tarif.

Haider sagt, dass die Linz AG mit dieser Preispolitik keine Zufallsgewinne mache und entsprechend für 2022 „null Euro“ Solidaritätsabgabe zu zahlen habe. Auch für 2023 würden die Gewinne voraussichtlich unter der gesetzlichen Schwelle bleiben.

Die Linz AG sei angehalten, eingelagertes Gas nicht an der Börse zum zehnmal höheren Preis zu verkaufen – was andere Gasanbieter machen würden -, sondern langfristig die Versorgung abzusichern, ergänzt Luger. (sib)
„Wir sind aus dem Merit-Order-Preisprinzip ausgestiegen und bieten einen Mischpreis für Strom aus Wasserkraft, erneuerbarer Energie und Gas.“

von Erich Haider, Generaldir

Oberösterreichische Nachrichten

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