Eine auf Druck der Umweltschutzorganisation Global 2000 und slowakischer NGOs Ende 2019 von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) sowie Atom-Ingenieuren und Fachleuten absolvierte Untersuchung der Reaktoren 3 und 4 des umstrittenen slowakischen AKW Mochovce hat „massive Sicherheitsmängel“ aufzeigt. Das erklärte Global 2000 am Sonntag in einer Aussendung. Auch der slowakische Geheimdienst kritisiere „die Sicherheitskultur und Korruption in Mochovce“, hieß es.
„Wir haben nun mit Unterstützung einer slowakischen NGO-Juristin den Bericht der durchaus atomfreundlichen IAEO-Mission erhalten“, wurde Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher von Global 2000, in der Aussendung zitiert. Zuvor habe der Betreiber versucht, den Report vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten, hielt die NGO fest. „Der Bericht stellt ein vernichtendes Zeugnis über den aktuellen Zustand auf der Mochovce-Baustelle aus: 22 Problemfelder mit mehreren Dutzend Problem-Beispielen und vielen Verbesserungsnotwendigkeiten werden vom Pre-Operational Safety Review Team aufgelistet.“
Der Bericht komme zu dem Schluss, dass aktuell das Atomkraftwerks-Management nicht auf eine sichere Inbetriebnahme von Reaktor 3 vorbereitet sei: „Es werden keine hohen Standards gesetzt, die einen sicheren Betrieb garantieren würden. Die Sicherheitskultur des Managements und der Aufsicht wird angezweifelt.“ Die Studie zeige unter anderem „eine katastrophale Sicherheitskultur bei den Arbeiten auf der Atom-Baustelle“ auf. So sei es „in den vergangenen zwölf Monaten allein zu fünf Strahlenquellenzwischenfällen“ auf der Baustelle gekommen.
Auch der neue Chef des slowakischen Geheimdienstes SIS habe diese Woche in einem Interview massive Probleme in Mochovce beklagt, erinnerte Global 2000 weiters. Vladimír Pčolinský habe einerseits die grassierende Korruption und Betrügereien beim Bau des Atomreaktors angesprochen, die dieses Jahr bereits zu mehreren Razzien der slowakischen Kripo auf der Baustelle und Korruptions-Ermittlungen gegen führende Manager führten. „Andererseits sieht der Geheimdienst-Chef ein völliges Kontrollversagen bei der Bauleitung und auch bei der Atomaufsicht des Landes.“ Daher sei auf der Baustelle von Mochovce die nukleare Sicherheit selbst „ein Riesenproblem“.
Die Blöcke 1 und 2 des rund 120 Kilometer von der Grenze zu Österreich gelegenen Kernkraftwerks Mochovce waren 1998 und 2000 ans Netz gegangen. Die Arbeiten an den Blöcken 3 und 4 wurden an sich in den 1990er-Jahren aus Geldmangel eingestellt und ab 2008 wieder aufgenommen.
APA