Oesterreichs Energie bewertet EU-Strommarktreform positiv

25. Mai 2023, Brüssel
Michael Strugl spricht von der "größten Transformation des Energiesektors" - Wien, APA/GEORG HOCHMUTH

Das Design des europäischen Strommarktes spielt eine zentrale Rolle bei der Sicherung der Energieversorgung und im Kampf gegen hohe Energiepreise. Oesterreichs Energie stimmt den Reformvorschlägen der EU-Kommission grundsätzlich zu. „Wir sind nicht mit allen Details einverstanden, aber es ist richtig, das bestehende Modell weiterzuentwickeln: Evolution statt Revolution“, erklärte Michael Strugl, Präsident von Oesterreichs Energie, am Mittwoch vor Journalisten in Brüssel.

„Was soll ein neues Marktdesign bringen? Wir brauchen den erneuerbaren Ausbau, um die Klimaziele zu erreichen. Das bedeutet die größte Transformation des Energiesektors, die wir je hatten“, so Präsident Strugl. Das Strommarktmodell müsse das unterstützen. Österreich zähle hier zu den Vorreitern und hat mit Klimaneutralität bis 2040 „ambitionierte Ziele“. Das sei natürlich eine „riesige Herausforderung für die Stromwirtschaft und für ganz Österreich“.

„Spätestens seit dem letzten Jahr ist klar: Das Marktmodell muss die Bezahlbarkeit der Strompreise sichern. Hohe Strompreise kann man nicht stehen lassen, da muss man dazwischengehen.“ Während der Energiekrise sei es gelungen, die Versorgung zu garantieren. „Es ist richtig, exponierte Verbraucher zu schützen. Die Energiefrage hat eine gewaltige soziale Dimension. Und sie hat eine unglaubliche Relevanz für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes. Daher ist es notwendig, hier etwas zu tun“, fordert Strugl.

Das versucht die EU-Kommission z. B. mit längerfristigen Lieferverträgen für Verbraucher. Um der EU-Industrie mehr Sicherheit zu geben, regt die Kommission langfristige Strombezugsverträge (Power Purchase Agreements, PPA) an, die den Unternehmen stabilere Preise für die Stromerzeugung aus erneuerbaren und nicht-fossilen Energiequellen bringen sollen. Übergewinne sollen die Mitgliedstaaten an die Haushalte weitergeben. Das Prinzip der Merit-Order bleibt weiterhin das Kernelement der Preisbildung. Es orientiert sich an den Kraftwerken mit den niedrigsten Grenzkosten.

Der europäische Strommarkt sei für die Versorgungssicherheit Österreichs wichtig: „Wir müssen 12 Prozent des Strombedarfs importieren. Daher ist dieses Marktdesign auch für Österreich so wichtig“, betont Strugl. „Unsere Präferenz wäre immer eine Entkopplung der Strom- und Gaspreise gewesen. Dann wären die Preise nicht so gestiegen.“ Heute habe sich die Welt aber weitergedreht, und „wir sehen das differenzierter“. „Wir brauchen ein Instrument für die Krise, und für die Zeit ohne Energiekrise brauchen wir den Markt“, so Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie. Der EU-Vorschlag gehe hier in die richtige Richtung. Um den europäischen und heimischen Strommarkt zukunftsfit zu machen, müssten die Netze massiv ausgebaut werden: „Die Energiewende kostet Geld.“ Schmidt rechnet mit 50 Milliarden Euro bis 2030 für smarte Netze und erneuerbare Energien. Aber: „Wir zahlen bis dahin das doppelte für fossile Importe.“

APA

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