Salzburg AG zieht bei Gaspreis deutlich nach

24. August 2023, Salzburg

Der Erdgastarif für Kunden der Salzburg AG steigt mit Oktober. Die Landesregierung bastelt indes an einer Entlastung für Härtefälle.

Die Salzburg AG führt seit mehreren Monaten die Rangliste jener regionalen Energieversorger an, die österreichweit den günstigsten Gastarif anbieten. 5,98 Cent brutto pro Kilowattstunde zahlen Bestandskundinnen und -kunden des regionalen Energieversorgers im Moment. Das wird sich aber bald ändern. Der Gastarif der Salzburg AG steigt mit Oktober spürbar und wohl um deutlich mehr als 80 Prozent für Bestandskunden.

Aber der Reihe nach: Der Preismonitor der Regulierungsbehörde E-Control zeigt die Gesamtkosten – Kunden der Salzburg AG mit einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh zahlen 1383 Euro pro Jahr (inklusive Netzentgelte, Steuern und Abgaben) fürs Erdgas. Kunden des Kärntner Energieversorgers Kelag zahlen gerundet 2422 Euro. Kunden der Wien Energie gar 3047 Euro.

Dass nahezu alle heimischen Energieversorger die Gastarife aufgrund explodierender Beschaffungspreise erhöht haben und die Salzburg AG seit 18 Monaten darauf verzichtet hat, sorgt bei Branchenkennern für Unverständnis. Schon mit September 2022, also noch vor der Heizperiode, haben viele mit einer deutlichen Erhöhung der Gastarife der Salzburg AG gerechnet. Der Energieversorger betonte zuletzt, alle Spielräume für die Kundinnen und Kunden zu nützen, um die Tarife niedrig zu halten.

„Ich habe mit dem Vorstand gesprochen, eine Weitergabe der Gaspreise unter dem Einstandspreis ist nicht möglich und hätte auch kartellrechtliche Auswirkungen, daher müssen die Tarife erhöht werden“, sagt Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP). Es handle sich um keine Verdoppelung des Preises pro Kilowattstunde – aber um eine Steigerung deutlich über 50 Prozent, sagt der Stadtchef und Aufsichtsrat der Salzburg AG.

„Wir haben in den vergangenen Monaten alles unternommen, um keine Preisanpassungen vornehmen zu müssen. Nun führt kein Weg daran vorbei – wir kommen nicht mehr aus“, sagt Christian Pucher, Sprecher von Landeshauptmann und Salzburg-AG-Aufsichtsratschef Wilfried Haslauer (ÖVP). Das Unternehmen müsse auch wieder in der Lage sein, Investitionen in Erneuerbare-Projekte zu tätigen. „Uns ist bewusst, dass die Preiserhöhung gerade in der aktuellen Situation schmerzhaft für die Bevölkerung ist.“

Von der Salzburg AG gibt es offiziell noch keine Stellungnahme zu den neuen Tarifen. Am Dienstag fanden mehrere Gesprächsrunden statt. „Wir werden es in dieser Woche kommunizieren“, sagt Unternehmenssprecher Michael Frostel. Neben dem neuen Erdgaspreis soll auch ein Entlastungspaket präsentiert werden.

Insider sprechen von einem neuen Gaspreis von rund 11 Cent brutto pro Kilowattstunde. Damit wäre man bei einem Preis, den auch Neukunden der Salzburg AG zahlen müssen: nämlich 11,76 Cent brutto, reiner Energiepreis. Neu- und Bestandskundentarif sollen künftig verschmelzen.

„Sollte die Erhöhung in dieser Dimension kommen, werden alle Kräfte gebündelt werden müssen, um den betroffenen Haushalten unter die Arme zu greifen“, sagt AK-Präsident Peter Eder. „Die Landesregierung wird noch im Sommer zusätzliche Entlastungsmaßnahmen zur Abfederung schnüren“, merkt Pucher an. Die FPÖ spricht von einer Notwendigkeit der Erhöhung: „Wir haben 18 Monate keine Erhöhung vorgenommen und müssen nun erhöhen, die Landesregierung wird Maßnahmen entwickeln, um Härtefälle abzusichern“, teilt LH-Stv. Marlene Svazek mit.
Kritik an der Tariferhöhung gibt es von der SPÖ: „Es ist schon erstaunlich, dass die Gaspreise kurz vor der Landtagswahl nicht erhöht wurden. Aufsichtsratsvorsitzender Wilfried Haslauer muss doch über die kurz- und mittelfristigen Pläne der Salzburg AG Bescheid wissen.“ Alles andere würde bedeuten, dass er seine Aufsichtsrolle nicht ernst nehme, sagt SPÖ-Chef David Egger.

„Wir haben in Zeiten sinkender Gaspreise kein Verständnis für die kolportierten Gaspreiserhöhungen der Salzburg AG. Vor der Landtagswahl wurde mit Preissenkungen geworben, nach der Wahl werden die Salzburgerinnen und Salzburger zur Kasse gebeten. Das ist inakzeptabel“, sagt der Klubobmann-Stv. der Grünen, Simon Heilig-Hofbauer.
Branchenkenner sprechen von einer „betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit der Erhöhung und dass der Gastarif der Salzburg AG längst hätte erhöht werden müssen“. Dass Verluste im Gasbereich drohen könnten, zeigt auch das Bilanzbild 2022: Fanden sich zum Jänner 2022 noch keine Drohverlust-Rückstellungen für die Tarifkunden Gas, sind zum 31. Dezember 15,6 Millionen Euro ausgewiesen worden. Teilweise waren die Preise im Jahr 2022, als für das Jahr 2023 Erdgas eingekauft wurde, um das Dreifache höher als die aktuellen Tarife der Salzburg AG. Eingebrochen ist auch das Ergebnis des Energieversorgers: 339.100 Euro finden sich als Bilanzgewinn. 30,2 Millionen Euro waren es noch im Geschäftsjahr 2021.

Erdgas benötigt die Salzburg AG auch für die 35.000 Fernwärmekunden. Diese Tarife werden schon im September steigen. „Hier werden wir uns im einstelligen Prozentbereich einpendeln, was die Erhöhung betrifft“, sagt Frostel. Angepasst wurden dafür die allgemeinen Geschäftsbedingungen für Fernwärmekunden. „Nur durch diese Änderung müssen wir Indexerhöhungen nicht im vollen Umfang von 50 Prozent an die Kundinnen und Kunden weitergeben.“
Zurück zu dem steigenden Gastarif: Während die Salzburg AG erhöht, haben andere Energieversorger bereits eine Senkung angekündigt. Die Energie AG, Miteigentümer der Salzburg AG neben Stadt und Land Salzburg, gewährt seit 1. Juni einen Rabatt von 20 Prozent bei Gastarifen mit einer Preisgarantie bis Mai 2024.

„Die Lage am Energiemarkt ist deutlich besser als im Vorjahr – die Großhandelspreise sind gesunken“, sagt Leo Lehr, stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der E-Control. Zwischen 7,2 und 8,2 Cent pro Kilowattstunde betragen die günstigsten Energiepreise im Erdgasbereich im Moment. Zusätzlich zur Entspannung trage bei, „dass die Gasspeicher in Österreich gut gefüllt sind (Anm.: 93 Prozent)“, betont Lehr.

Diese Umstände führen dazu, dass nun auch wieder der Wechsel des Gaslieferanten für Haushalte interessant ist. „Derzeit ist ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel“, sagt Lehr. Haushalte könnten sich so teils über 1000 Euro im Jahr sparen.

Für Salzburg wirft der Kalkulator der E-Control übrigens noch immer die Salzburg AG als günstigsten Gaslieferanten mit Fixtarifen aus – das wird sich ab Oktober aber wohl ändern, wenn die Erdgastarife für Bestandskunden erhöht werden.

von Marco Riebler

Salzburger Nachrichten