Deutsche Energiebehörde warnt vor Risiken für Gasversorgung

21. September 2023, Düsseldorf

Wenige Tage vor dem Beginn der Heizsaison am 1. Oktober hat der Chef der deutschen Energiebehörde, Klaus Müller, zu weiteren Energie-Einsparungen aufgerufen und vor Risiken für die Versorgung gewarnt. „Wenn der Winter sehr kalt wird, würde der Gasverbrauch stark ansteigen“, sagte der Bundesnetzagentur-Chef in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Wenn die russischen Gaslieferungen nach Südosteuropa ausblieben, käme auf Deutschland eine wichtige Rolle bei der Versorgung dieser Länder zu. „Schließlich dürfen wir Szenarien wie einen Anschlag auf kritische Leitungen nicht ignorieren.“ In diesen Tagen jähren sich die Explosionen an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2, die bis heute nicht aufgeklärt sind. Die südosteuropäischen Länder beziehen ebenso wie Österreich noch einen beträchtlichen Teil ihres Gasverbrauchs aus Russland.

Nach der russischen Invasion in der Ukraine hatte Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland reduziert und Ende August vergangenen Jahres eingestellt. Deutschland musste sich nach dem Ausfall seines größten Gas-Lieferanten in Windeseile neu aufstellen und für den Winter wappnen – was auch gelang. „Der Winter war recht mild und der Gasverbrauch entsprechend niedrig“, erklärt Müller. „Außerdem sind wir mit gut gefüllten Speichern in den Winter gegangen und hatten stabile Importe vor allem aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien.“ Hinzu komme, dass Industrie und Verbraucher über den Winter rund 20 Prozent Gas eingespart hätten. „Das war ein ganz wichtiger Beitrag.“ Auch im nächsten Winter werde es wichtig sein, dass die Menschen Gas sparsam verbrauchten.

Müller hatte im März 2022 die Führung der Bonner Behörde übernommen. Er räumte ein, dass die Gasversorgung in Deutschland auch hätte brenzlig werden können. „Im Sommer 2022 haben wir Szenarien berechnet, nach denen ein Gasmangel im Winter möglich war.“ Das habe viele Menschen und Unternehmen zu Recht beunruhigt. Die deutsche Bundesregierung und die Bundesnetzagentur hätten sehr viel getan, um eine Mangellage zu verhindern. „Um den Jahreswechsel herum erschien mir eine kritische Situation dann zunehmend unwahrscheinlich zu werden.“ Inzwischen hat sich die Lage mit Blick auf den kommenden Winter weiter entspannt. „Wir sind viel besser vorbereitet als im letzten Jahr.“ Die Speicher seien gut gefüllt. „Wir verfügen dank unserer Nachbarn auch über stabile Importe. Wir können optimistisch sein.“

Am Donnerstag probte die Bundesnetzagentur schon mal den Ernstfall einer Gasmangellage. Ziel sei es, mit ausgewählten Partnern den Fall zu üben, dass die Bundesnetzagentur Reduzierungen beim Gasverbrauch anordnen müsse, hieß es. Unter anderem sollten die Infrastruktur des Krisenstabs und die Kommunikationswege getestet werden. An der Übung sollten neben der Netzagentur unter anderem das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, mehrere Bundesländer, Netzbetreiber und Industriekunden teilnehmen. „Wir unterziehen heute unsere Abläufe im Krisenfall einem Praxistest“, erklärte Müller. „So sind wir auch auf unwahrscheinliche Szenarien gut vorbereitet.“

APA/ag