IEA: Mehr Erneuerbare statt fossil, dann ist 1,5-Grad-Ziel erreichbar
Im Vorjahr haben die weltweiten CO₂-Emissionen des Energiesektors mit 37 Milliarden Tonnen eine neue Rekordhöhe erreicht. Das war laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ein um ein Prozent höherer Ausstoß als vor der Corona-Pandemie. Dennoch herrscht bei der in Paris ansässigen Organisation das Prinzip Hoffnung: Denn ihr zufolge kann es sich trotzdem noch ausgehen, den globalen Energiesektor bis 2050 klimaneutral umzugestalten. Und auch das Ziel des Pariser Klimaabkommens mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad wollen die Fachleute der IEA noch nicht endgültig über Bord werfen.
Beides kann sich ihnen zufolge noch ausgehen, aber nur bei einem rasanten Ausbau erneuerbarer Energiequellen. Leichter sei es nicht geworden, den immer schmaler werdenden Pfad zum Einhalten der 1,5-Grad-Grenze zu beschreiten, meint die IEA in ihrer „Net Zero Roadmap 2023“. Eine wesentliche Voraussetzung dafür: Die weltweit installierte Kapazität für erneuerbare Energien müsste bis 2030 auf 11.000 Gigawatt verdreifacht werden. Dazu müsste auch viel Geld in die Hand genommen werden, die jährlichen Investitionen müssten von derzeit 1,8 Billionen Dollar – bereits ein Rekordwert – auf 4,5 Billionen Dollar steigen.
Mehr Erneuerbare bringen die größten Einsparungen bei Klimaemissionen, wobei die IEA bei der Nutzung von Photovoltaik und dem Umstieg auf Elektroautos „extrem positive Entwicklungen“ hervorhebt. Damit ist es aber längst nicht getan, denn im Gegenzug muss auch der Verbrauch fossiler Brennstoffe entsprechend sinken. Die IEA geht davon aus, dass deren Einsatz bereits wegen zunehmender sauberer Energiekapazitäten noch in diesem Jahrzehnt seinen Höhepunkt erreichen wird – selbst wenn keine zusätzlichen klimapolitischen Maßnahmen umgesetzt werden.
Mehr Investitionen nötig
„Das ist ermutigend, aber bei weitem nicht genug, um die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten“, schreibt die Agentur. So seien zwar die Bereiche Wasserstoff und CO₂-Speicherung oder manche Formen von Bioenergie bereits relevant, jedoch müssten bis 2030 noch „massive Fortschritte beim Einsatz dieser Technologien“ erzielt werden. Besonders bei der Speicherung von CO₂ sieht die IEA noch viel Luft nach oben.
Eine klare Absage erteilt die Agentur Investitionen in Öl, Gas oder Kohle, da daran kein Bedarf bestehe. Das sieht auch Kelly Trout vom Analysehaus Oil Change International so: „Elektrizität ist das neue Öl“, sagt sie über den unausweichlichen Ausstieg aus fossilen Energien. Entscheidungsträger seien jetzt gefordert, groß zu denken und zu planen, denn: „Es ist klarer denn je, dass unser zukünftiges Energiesystem sauber, effizient und elektrisch sein wird.“
Der Standard