OMV-Chef: Brauchen Ukraine-Pipeline nicht

3. November 2023

Gas und Öl.Gewinneinbruch bei Österreichs größtem Energiekonzern

Die Ukraine könnte Österreich Ende 2024 den „Gas-Hahn“ zudrehen. Für den langjährigen österreichischen Vertragspartner des russischen Staatskonzerns Gazprom wäre das aber kein allzu großes Problem, sagte OMV-Chef Alfred Stern am Dienstag. „Wir können bei Bedarf unsere Kunden jederzeit vollständig mit nicht-russischen Gasmengen beliefern“.

Denn der Konzern hat sich seit dem vergangenen Jahr zusätzliche Mengen gesichert, sowohl aus Norwegen, als auch für den Import als Flüssiggas (LNG). Um das Erdgas bei Bedarf auch nach Österreich bringen zu können, hat die OMV Kapazitäten im europäischen Pipelinenetz reserviert, dafür gibt es gegebenenfalls sogar eine staatliche Subvention.
Wohlgemerkt: Stern spricht für die OMV. Diese ist mit einem Anteil von 30 Prozent zwar der Platzhirsch am österreichischen Gasmarkt, einen Versorgungsauftrag für das ganze Land hat sie aber nicht. Sollte die Ukraine ernst machen und den Gastransit aus Russland nach Ablauf der Verträge Ende 2024 unterbinden, würde weniger russisches Erdgas nach Europa kommen. Betroffen wären neben Österreich vorrangig Ungarn, Slowenien und die Slowakei. Dass es keine langfristigen Verträge zwischen der Ukraine und Russland gibt, heißt allerdings nicht, dass die Pipeline nicht verwendet werden kann. Solange sie funktioniert, könnten auch andere Unternehmen die Transitkapazitäten buchen. Ob die Ukraine den russischen Gastransit dann unterbinden würde, ist nicht gesagt. Denn das Land will nicht nur der EU beitreten, sondern ist auch von einer funktionierenden europäischen Gasversorgung abhängig, seitdem es selbst kein russisches Gas mehr kauft. Was das Szenario für die OMV bedeutet, auch mit Hinblick auf die noch bis 2040 gültigen Lieferverträge mit Gazprom, dazu wollte Stern am Dienstag „nicht spekulieren“.

Gewinn eingebrochen

Zufrieden zeigte sich der OMV-Chef mit dem Zahlen zu den ersten drei Quartalen. Es handle sich dabei um „das historisch zweitbeste Ergebnis aller Vergleichszeiträume“. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (siehe Box) sei „primär auf ein weniger günstiges Marktumfeld zurückzuführen“, vor allem auf deutlich gesunkene Preise von Gas und Öl.

Fossile Energieträger sollen in dem Konzern aber schrittweise an Bedeutung verlieren. Am Dienstag gab die OMV auch bekannt, dass sie 170 Millionen Euro in ein Joint Venture mit dem Recyclingspezialisten Interzero investiert. Im deutschen Walldürn (Baden-Württemberg) soll eine Sortieranlage zur Herstellung von Rohstoffen für das chemische Recycling entstehen.

Kurier