Wasserstoff als Notfall-Vorsorge: Projekt in Schladming

12. April 2021, Schladming/Graz
Schladming baut auf Wasserstoff
 - Laage, APA/dpa-Zentralbild

Schladming bereitet sich mit Wasserstofftechnologie unter anderem auf den energetischen Krisenfall vor. Für das Kongresszentrum ist am Montag ein in der Steiermark entwickelter Energiespeicher auf Wasserstoffbasis installiert worden. Die Energiezelle kann mehrere Hundert Kilowattstunden Strom etwa aus Fotovoltaikanlagen speichern und freigeben. Sie soll eine Notstromversorgung ermöglichen, aber auch für Energieautonomie in der Landwirtschaft und Tourismus sorgen.

Ein Blackout – ein großflächiger Strom- und Infrastrukturausfall – kann schnell zu einer immensen Belastungsprobe für Gesellschaft und Wirtschaft werden. Um für so einen Ernstfall – etwa im Zusammenhang mit Naturkatastrophen – gewappnet zu sein, hat die Schladming Innovations- und Entwicklungs GmbH nach einer technischen Lösung gesucht, welche im Krisenfall als Notstromversorgung eingesetzt werden kann.

Die gefundene Lösung ist ein Energiespeicher auf Wasserstoff-Basis, der mehr als 300 kWh Energie aus Fotovoltaikanlagen speichern und auf Abruf wieder freigeben kann. Die Energiezelle hat die Maße von rund 2,0 x 1,8 x 1,0 Meter. Der erste voll einsatzfähige steirische Energiespeicher namens „Johann“ wurde am Montag beim Congress Schladming in Betrieb genommen. Das Gebäude soll im Katastrophen- oder Krisenfall als Krisenmanagementzentrale dienen und entsprechend mit Energie versorgt werden können.

Unterstützt wird das Projekt vom Land Steiermark, der Energie Steiermark sowie der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG. Der Energiespeicher sei „ein sichtbares Ergebnis für das große Engagement, mit dem zahlreiche heimische Unternehmen und Forschungseinrichtungen daran arbeiten, die Nutzungsmöglichkeiten von Wasserstoff zu verbessern und auszuweiten. Seitens des Landes werden wir diese Bemühungen auch in Zukunft unterstützen“, sagte Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP).

„Mit dem ersten installierten Johann können wir die energetische Notversorgung von Teilen der kritischen Infrastruktur in der Gemeinde Schladming im Krisenfall wie beispielsweise bei Naturkatastrophen sicherstellen. Dabei wird die technische Lösung durch ein System zum operativen Krisenmanagement perfekt ergänzt“, schilderte Bürgermeister Hermann Trinker. Abseits des akuten Anwendungsfalls wird das System technisch in den bestehenden Energiekreislauf der Stadtgemeinde eingebunden. Durch Kaskadenlösungen könne das Gesamt-Speichervolumen von 300 kWh Energie um ein Vielfaches erhöht werden.

Entwickelt wurde die innovative Technologie vom steirischen Start-up EEG Elements Energy in Dobl. Um den ersten „Johann“ in Betrieb nehmen zu können, waren umfangreiche behördliche Vorarbeiten notwendig. „Für die Aufstellung dieses innovativen Wasserstoffspeichers hier in Schladming wurde ein Musterbehördenverfahren eingeleitet mit dem Ziel, vorweg festzustellen, welche Unterlagen für die Durchführung eines Genehmigungsverfahrens erforderlich sind und gleichzeitig die erforderlichen Fachgutachten und rechtlichen Beurteilungen zu erstellen, die auch für bauartgleiche Zellen herangezogen werden können“, erklärte der Liezener Bezirkshauptmann Christian Sulzbacher.

Es sei gelungen, aus einer innovativen technischen Lösung ein marktfähiges Gesamtsystem zu entwickeln, das in weiterer Folge auch schrittweise österreichweit ausgerollt werden kann, freute sich Hannes Zeichen, Geschäftsführer der Schladming Innovations- und Entwicklungs GmbH. Neben dem ersten Anwendungsfall der Stadtgemeinde soll „Johann“ bis zum nächsten Jahr in drei weiteren „Usecases“ rund um Schladming getestet werden: In der Hotellerie, der Landwirtschaft sowie bei den Planai-Hochwurzen-Bahnen. Als Nächstes sei in den kommenden Monaten die Testung bei einem landwirtschaftlichen Betrieb in Haus im Ennstal geplant.

APA

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