Russland-Abhängigkeit bleibt trotz sinkenden Gasverbrauchs

13. Dezember 2023

Klimaschutzministerium argumentiert: Anteil an Gas aus Russland ist wegen gesunkener Importmengen gestiegen

Ministerin Gewessler warnt vor Untätigkeit.

Österreichs Import von russischem Gas ist enorm – und das bei sinkendem Gasverbrauch. Wie die „Krone“ berichtete, bezog Österreich im Oktober 2023 erstmals 90% des importierten Erdgases aus Putins Reich. Rekordwert, seit E-Control die Daten erhebt. Das Klimaschutzministerium begründet diese Entwicklung mit dem niedrigeren Konsum. „Derzeit besteht neben den russischen Anteilen aus dem OMV-Vertrag wenig Importbedarf, da die Stromerzeugung aus Gas im Herbst durch einen hohen erneuerbaren Anteil gering war und es zu massiven Verbrauchseinsparungen im Vergleich zu den letzten Jahren kam.“ Wäre im Oktober 2023 insgesamt gleich viel Gas importiert worden wie ein Jahr davor, „hätte dieselbe Importmenge aus Russland einen Anteil von unter 50% bedeutet“.

„Diese Zahlen solltenein Weckruf sein“Man habe seit Beginn des Krieges in der Ukraine eine Vielzahl an Maßnahmen getroffen. Dass der Anteil russischen Gases von Sommer 2022 bis 2023 im Jahresschnitt auf 50% gesunken sei, belege die Wirkung. Klar sei jedoch auch: „Unsere Abhängigkeit von russischem Erdgas ist weiterhin zu hoch. Das sollte ein Weckruf für all jene sein, die immer noch nicht mehr tun wollen“, heißt aus dem Ressort von Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf „Krone“-Anfrage.

Die von Neos-Ökonom Lukas Sustala präsentierten Zahlen sind jedenfalls bemerkenswert: Pro Monat gehen 240 Millionen Euro nach Russland, seit Jahresbeginn knapp 3 Milliarden.

Diese Daten bestätigt auch die Agenda Austria. Ökonom Jan Kluge: „Die Mengen sind kleiner. Aber bei Weitem nicht so, als wären wir nicht abhängig. Wir importieren immer noch so viel wie 2007/08. Höhepunkt war 2020.“ Zudem sei es eine Preisfrage, man zahle heute mehr als vor dem Krieg. Im Vergleich zum letzten halbwegs „normalen“ Jahr 2019 – also noch vor Corona – „beziehen wir heute 30% weniger Gas aus Russland, zahlen dafür aber mehr als das Doppelte.“
Die viel zitierten Alternativen – etwa mittels erweiterter Pipelines durch andere Gebiete – sind aktueller denn je.

Kronen Zeitung