Einen großen Schritt weitergekommen ist ein spektakuläres Energieprojekt südlich von Graz. Ein riesiger Wärmespeicher in Wildon könnte ab 2026 ein Viertel des Grazer Wärmebedarfs decken.
Im März 2023 ließen Gilbert Frizberg und Heimo Ecker-Eckhofen die Katze aus dem Sack: In einem Basaltbergwerk bei Wildon präsentierten die beiden Energiepioniere ihr spektakuläres Projekt, das ein Viertel des bislang aus fossilen Energieträgern gedeckten Wärmebedarfs von Graz durch „grüne Fernwärme“ ersetzen soll. Knapp ein Jahr später sind sie überzeugt, dass die Umsetzung bis 2026 machbar ist.
Dafür soll das Bergwerk einmalig mit Wasser aus der Kainach geflutet und in einen gigantischen Wärmespeicher umgewandelt werden. Der mit einem riesigen Deckel isolierte Speichersee wird durch Solarthermie-Kollektoren auf 90 bis 95 Grad aufgeheizt. Ein Biomasse-Heizwerk und eine Hochleistungswärmepumpe stellen sicher, dass das Wasser auf 120 Grad gebracht wird. Diese Temperatur ist zur Einspeisung in das bestehende Fernwärmenetz bei Mellach notwendig. Damit das Wasser dorthin kommt, muss eine rund vier Kilometer lange Leitung gebaut werden, die auch die A 9 und die Koralmbahn quert.
Das alles hat seinen Preis: 272 Millionen Euro sollen laut Projektwerbern in den „Sonnenspeicher Süd“ fließen. Die Finanzierung soll über Eigen- und Fremdkapital sowie Förderungen erfolgen. „Das ist seriös durchgerechnet, der Businessplan steht und ist stemmbar“, erklärt Frizberg, der mit seiner Firmengruppe F-Energies 20 Prozent der Anteile an der Wärmespeicher Weitendorf GmbH hält. Die restlichen 80 Prozent gehören der Ecker-Eckhofen Energie GmbH, die auch den Steinbruch in Weitendorf einbringt. „Der Sonnenspeicher Süd ist der beste Weg zur ökologischen Energiewende und vermeidet95.000 Tonnen CO₂ jährlich“, betont Geschäftsführer Heimo Ecker-Eckhofen.
Dazu braucht es allerdings 62 Hektar, auf denen die Solarthermie-Kollektoren aufgestellt werden. „Wir konnten uns bereits 100 Prozent der benötigten Fläche in den Gemeinden Wildon und Dobl-Zwaring sichern“, berichtet Frizberg.
Ums Geld geht es letztlich auch bei der zweiten wichtigen Hürde, dem Vertrag zur Abnahme der Wärme.
Wunschpartner ist die Energie Steiermark. „Wir haben gute Gespräche am Laufen“, will sich Frizberg noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ähnlich klingt das bei Energie Steiermark-Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris: „Das Projekt wird von uns als sehr interessant beurteilt. Es gilt nun die technische und wirtschaftliche Machbarkeit zu beurteilen, letztlich muss es für die Kundinnen und Kunden auch leistbar sein.“
Parallel dazu laufen in Wildon bereits die Vorbereitungen für diverse Genehmigungsverfahren – vom Wasserrecht über die Raumordnung bis zum Naturschutz. Letzterer bereitet Frizberg keine großen Sorgen: „Eine UVP ist nicht notwendig, weil keine negativen Umweltweinwirkungen zu erwarten sind.“ Das Grundwasser werde nicht beeinflusst, die für die Solarwärme verbrauchte Fläche wäre ohnehin großteils mit Photovoltaik verbaut worden. „Das ist der optimale Standort für ein grünes Energieprojekt für Graz. Kein anderes kann rascher umgesetzt werden“, so Frizberg.
von Robert Lenhard
Kleine Zeitung