RWE fordert von Berlin mehr Tempo bei Kraftwerksstrategie

14. März 2024, Essen
RWE spürt sinkende Preise
 - Essen, APA/dpa

Der größte deutsche Stromerzeuger RWE hat die Regierung in Berlin zu mehr Tempo bei der Kraftwerksstrategie aufgefordert. „Die konkrete Ausgestaltung ist noch offen“, sagte Vorstandschef Markus Krebber am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. Die Zeit dränge. Deutschland habe eine Herkulesaufgabe vor sich.

„Wir müssen unser bisheriges Rückgrat der Versorgungssicherheit – Kernenergie und Kohle – komplett ersetzen“, so der Manager. RWE – der deutsche Energiegigant ist in Österreich maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt – könne sich vorstellen, bis 2030 Kraftwerke mit einer Kapazität von drei Gigawatt zu errichten.

Die Regierung will zur Absicherung der schwankenden Stromproduktion aus Wind und Sonne bis 2030 wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von zehn Gigawatt errichten. Unklar ist unter anderem, wie die Bereitstellung der Anlagen vergütet werden soll. Die Pläne müssen auch noch von der EU-Kommission gebilligt werden.

Krebber legte am Donnerstag die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vor. Danach erwartet RWE nach deutlich gestiegenen Gewinnen 2023 im neuen Jahr schrumpfende Ergebnisse. Das bereinigte Nettoergebnis werde 2024 am unteren Ende der Spanne von 1,9 bis 2,4 Mrd. Euro liegen. Ursache hierfür seien insbesondere die gefallenen Strom-Großhandelspreise. Die gedämpfte Energienachfrage habe zu deutlich sinkenden Strompreisen geführt, sagte Krebber. Seit November seien die Preise um 30 Prozent gefallen. Das sei überraschend.

Der Konzern hatte für 2023 bereits vorläufige Zahlen vorgelegt. Danach kletterte das bereinigte Ebitda im Konzern auch dank Zuwächsen im Handelsgeschäft auf 8,4 Mrd. Euro nach 6,3 Mrd. Euro. Die Aktionäre, darunter viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen, sollen für 2023 eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie erhalten und für 2024 1,10 Euro. Die Aktie legte zeitweise um mehr als 3 Prozent zu.

Der Konzern steigerte im vergangenen Jahr seine Investitionen auf 11,4 Mrd. Euro nach 4,4 Mrd. Euro im Jahr zuvor. RWE werde seine Ökostrom-Strategie fortsetzen, kündigte Krebber an. „Weitere 100 Projekte mit mehr als acht Gigawatt Gesamtkapazität sind bereits im Bau.“ Der größte Anteil der Investitionen sei mit 6,3 Milliarden Euro auf die Übernahme des US-Konzerns Edison Clean Energy Businesses entfallen. Weitere Mittel seien in neue Windkraft- und Solaranlagen sowie Batteriespeicher in Europa und den USA geflossen, ergänzt um Zukäufe in den Niederlanden und Großbritannien.

Krebber hat den früher stark auf Atom und Kohle ausgerichteten Konzern in den vergangenen Jahren auf Ökokurs getrimmt. Das deutsche Kohle- und Kernenergiegeschäft schloss als einziges Segment 2023 unter dem Vorjahresergebnis ab. Das bereinigte EBITDA ging auf 705 Mio. Euro zurück nach 751 Millionen. Damit habe es auch unter den Erwartungen abgeschlossen. Ein wesentlicher Grund waren niedrigere realisierte Strompreise. Zudem beendete RWE im April 2023 den Betrieb des Kernkraftwerks Emsland.

Forderungen einiger Investoren, das Braunkohlegeschäft abzuspalten, erteilte der Manager erneut eine Absage. „Aus unserer Sicht stellt sich die Frage gar nicht. Wir haben einen klaren Fahrplan.“ RWE habe auch gegenüber den Mitarbeitern eine hohe sozialpolitische Verantwortung.

APA/ag

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