Offenbar Potenzial für „Windpark“ am Tiroler Patscherkofel

11. April 2024, Innsbruck
Bisher hat Tirol, wie andere westliche Bundesländer, keine Windräder
 - Parndorf, APA/ROBERT JAEGER

Am Innsbrucker Hausberg, dem Patscherkofel, gibt es offenbar Potenzial für einen „Windpark“ mit neun Windrädern. Dies zeigt zumindest eine Vorstudie, die von einem Unternehmen im Auftrag der „Patscherkofel Betriebs Gmbh“, einer 100-Prozent-Tochter der Stadt, gemacht worden war, berichtete der „Kurier“ am Mittwoch in seiner Online-Ausgabe. 110 Gigawattstunden Strom pro Jahr könnten dadurch erzeugen werden und Energie für 44.000 Haushalte liefern.

Die Windräder könnten von der Mittel- über die Bergstation bis zum Gipfel des Skigebiets stationiert werden. In den Unterlagen war von einem „Windpark Patscherkofel“, einem „Pilotprojekt“ mit der „ersten Windkraftanlage in Westösterreich“ die Rede. Die Erkenntnisse sollen Verantwortungsträgern bereits Anfang des Jahres vorgestellt worden sein. Einer von ihnen, der Bürgermeister der an die Landeshauptstadt angrenzenden Gemeinde Patsch, Andreas Danler, zeigte sich jedenfalls schon einmal offen: „Das Konzept, das vorgestellt wurde, hat mich überzeugt.“

Doch Danler sah auch mögliche Hürden – und zwar offenbar in der Errichtung eines Pump-Speicher-Kraftwerks, das zur Zwischenspeicherung des erzeugten Stroms dienen soll. Der bestehende Beschneiungsteich des Skigebiets soll umgebaut werden und über eine Wasserleitung mit einem noch zu errichtenden Becken weiter oben am Berg verbunden werden.“Ich sehe beim Windpark den Knackpunkt nicht bei den Windrädern, sondern bei einem neu gebauten Speicherteich“, erklärte der Patscher Bürgermeister dem „Kurier“. Bei dem sei nämlich eine wesentlich größere Inanspruchnahme von Natur notwendig, als bei den Fundamenten für die Windräder selbst. Auch würden die Windräder zwar auf Gemeindegebiet stehen, die Gründe aber der dortigen Agrargemeinschaft gehören.

Auch wollte der Ortschef sich nicht von vornherein auf die Zahl neun festlegen. Es könnten auch zwei oder drei Windräder werden. Eine solcher Windpark am Patscherkofel wäre jedenfalls vom gesamten Innsbrucker Stadtgebiet aus sichtbar.

Der sich im Endspurt des Wahlkampfes befindende Grünen-Bürgermeister Georg Willi war in den vergangenen Wochen mit Windräder-Ideen jedenfalls – zumindest öffentlich – nicht offensiv auf Stimmenfang gegangen. In einer Reaktion auf den Bericht sprach er nunmehr aber gar von einem „Jahrhundertprojekt“: Wir könnten die Hälfte der Innsbrucker Haushalte mit sauberem Strom versorgen, für den wir keinen Cent an Despoten und Diktatoren wie Putin überweisen müssten.“ Aber „über das Knie brechen“ wolle er ein solches Projekt „natürlich nicht.“ Er wünsche sich aber ein „grundsätzliches Ja aller großen politischen Gruppierungen zu vertieften Untersuchungen“ und wolle „gleich nach der Wahl“ eine Arbeitsgruppe einrichten, um die „technische, finanzielle und rechtliche Voraussetzung einer konkreten Umsetzung“ zu erarbeiten, ging der Stadtchef schon einmal – Optimismus in eigener Sache verströmend – von seinem Verbleib im Amt aus.

Und ließ gleichzeitig wissen, dass das Land seit dem Amtsantritt von Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) in Sachen Windkraft nicht mehr „bremse“. Vergangenen Sommer hatte die schwarz-rote Landesregierung mit einer aktualisierten Windkraftpotenzialstudie aufgewartet. Demnach könnte der aktuelle Gesamtenergiebedarf zu 3,3 bis 4,9 Prozent mit Windkraft gedeckt werden. 800 bis 1.200 Gigawattstunden könnten bei einer vollen Ausschöpfung des Potenzials erzeugt werden, dafür bräuchte man 140 bis 160 Windräder. Für das das erste erbaute Windrad in Tirol sollte gar eine Prämie von 100.000 Euro ausgeschüttet werden.

Auf der Potenzialkarte fanden sich auch Gebiete am Patscherkofel. Den Innsbrucker Hausberg – überregional bekannt vor allem als Schauplatz der Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 – hatten übrigens bereits die oppositionellen Neos im Landtagswahlkampf 2022 mit Verweis auf Expertenmeinungen als Windrad-Standort ins Spiel gebracht.

APA