E-Wirtschaft: Netzinfrastrukturplan guter erster Schritt

24. April 2024, Wien
Studie: Bis 2040 rund 25 Mrd

Die heimische E-Wirtschaft sieht im kürzlich vom Klimaministerium vorgestellten Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) einen wichtigen ersten Schritt für den Umbau des Energiesystems. „Es ist gut, dass man jetzt koordiniert vorgeht. Das ist der Beginn, der Startschuss des ganzen Prozesses, wir müssen jetzt dranbleiben, weiterdiskutieren“, sagte die Generalsekretärin des Branchenverbandes Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, am Mittwoch bei einem Pressegespräch.

Seit Ablauf der Begutachtungsfrist seien einige der Anregungen der E-Wirtschaft eingearbeitet worden. Schmidt hob etwa positiv hervor, dass der Wasserkraft nun auch in Zukunft eine zentralere Bedeutung beigemessen werde und dass auch thermische Kraftwerke Einzug in den Plan gefunden hätten. Positiv sei auch, dass unter wissenschaftlicher Beteiligung erstmals bis ins Jahr 2040 geplant wurde.

Kritisch sieht die E-Wirtschaft im ÖNIP den starken Fokus auf die Photovoltaik. Dieser „würde im Sommer zu einem massiven Stromüberschuss führen, im Winter bräuchten wir aber weiterhin viel thermische Leistung, um den Strombedarf zudecken“, sagte Schmidt. Oesterreichs Energie schlägt deshalb vor, die Windkraft in ganz Österreich stärker auszubauen, der Branchenverband sieht darin auch eine kosteneffizientere Strategie.

Beim zukünftigen Strombedarf entspricht die Einschätzung der E-Wirtschaft weitgehend jener im Netzinfrastrukturplan. „Wir sehen nur mehr Strom auch in der Wasserstoffproduktion im Jahr 2040“, sagte Schmidt. Überschüsse in der Stromproduktion sollten im Sommer nach Vorstellung von Oesterreichs Energie in Wasserstoff umgewandelt werden, nach dem ÖNIP-Szenario würden Überschüsse hingegen eher ins Ausland verkauft. Weiters geht die E-Wirtschaft für 2040 von einem höheren Strombedarf in der Industrie aus.

Für den Ausbau der Verteilernetze werden in dem kommenden Jahren Investitionen in Milliardenhöhe notwendig sein. Das Austrian Institute of Technology (AIT) geht in einer Hochrechnung davon aus, dass die Erreichung der ÖNIP-Ziele bis 2030 insgesamt rund 24,2 Mrd. Euro kosten wird, bis 2040 dürften Kosten von 44,4 Mrd. Euro anfallen. Darin enthalten sind allerdings auch die sogenannten Ersatzinvestitionen, die Netzbetreiber ohnehin tätigen müssen. Bis 2030 sind das 9,9 Mrd. Euro, bis 2040 19,7 Mrd. Euro. Die Zusatzinvestitionen in die Nieder-, Mittel- und Hochspannungsnetze belaufen sich demnach bis 2030 auf 14,3 Mrd. und bis 2040 auf 24,7 Mrd. Euro.

Der Netzausbau „wird Zeit brauchen, es wird Geld kosten und es wir sich irgendwann im Tarif niederschlagen“, sagte Franz Strempfl, Sprecher des Bereichs Netze bei Oesterreichs Energie. Es gehe um immense Summen, gleichzeitig werde aber auch die Menge des Stroms im System steigen, weil Verkehr, Wärme und Industrieprozesse elektrifiziert werden. „Wenn ich mehr Menge im System habe, ist das wieder gut für den Tarif“, erklärte Strempfl.

APA

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