Zertifikate. Die Solarbranche wurde teils von höheren Zinsen arg gebeutelt. Doch Kapazitäten werden kräftig ausgebaut.
Die Sommermonate nahen allmählich. Entsprechend werden Solarpaneele wieder verstärkt Strom in das Netz einspeisen können. Die Chancen mit der Energiegewinnung aus solch einer Quelle sollten dabei nicht unterschätzt werden. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden allein im vergangenen Jahr rund drei Viertel aller neuen Kapazitäten aus erneuerbaren Energien weltweit anhand der Fotovoltaik erzeugt und erreichten dabei 375 Gigawatt (GW). Laut der IEA dürften zudem die zusätzlichen Kapazitäten aus der Solarkraft bis 2028 gut 540GW erreichen.
Auch die Stromproduktion aus dem Energieträger erreichte neue Rekordwerte, wie ebenfalls aus den Statistiken der IEA hervorgeht. 2022 wurden 1300Terawattstunden (TWh) mittels Einsatz der Sonne erzeugt. Das ist ein Jahresplus von 26 Prozent – oder weiteren 270 TWh. Und damit wurde sogar die Energieerzeugung aus Windkraft überholt. Doch wie sehen regionale Entwicklungen aus? Auf China entfielen 38 Prozent der Produktion, gefolgt von der EU und den USA. Tatsächlich hat das Reich der Mitte Kapazitäten in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut, obendrein den Weltmarkt mit billigen Solarpaneelen geflutet, ein Umstand, der zunehmend für Konflikt mit den USA und der EU sorgt. Der Aufwind ist den Prognosen zufolge längst nicht zu Ende. Laut IEA dürften bis 2030 gut 8255 TWh Strom rund um den Globus aus der Fotovoltaik erzeugt werden. Dabei will die EU einen wachsenden Beitrag leisten. So wurde Mitte April am Rande eines EU-Energieministerrates mit 23 EU-Staaten und Vertretern der europäischen Fotovoltaikindustrie die europäische Solarcharta unterzeichnet.
Solarmodule in Europa
Die Zielsetzung ist klar: Die Charta soll die Produktion von Solarmodulen in Europa unterstützen. So sei laut EU-Energiekommissarin Kadri Simson die Fotovoltaikbranche der Schlüssel zum Erreichen der Energie- und Klimaziele. Dabei wird Solarstrom nicht nur für den direkten Verbrauch erzeugt, sondern auch etwa für die Produktion grünen Wasserstoffs. Bei dieser Herstellung spaltet ein Elektrolyseur – unter Einsatz nachhaltig produzierten Stroms – Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf.
Auch der Blick auf regionale Entwicklungen innerhalb der EU offenbart Interessantes, so etwa auf jene in Deutschland. Das Land forciert die Energiewende wie kaum ein anderes Mitgliedsland. Auf der einen Seite wurden am 15. April 2023 die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Auf der anderen Seite wird die Fotovoltaik kräftig ausgebaut, wie aus den Zahlen der Bundesnetzagentur hervorgeht. Demnach verdoppelte sich der Zubau 2023 im Vergleich zum Vorjahr auf knapp mehr als 14 GW. Somit lag die installierte Gesamtleistung bei rund 82 GW. Bis 2030 sollen 215 GW an Kapazitäten erreicht werden. All solche Entwicklungen zeigen, dass die Solarindustrie noch reichlich Potenzial hat. Vielen Branchenfirmen hatte zuletzt jedoch vor allem die geldpolitische Straffung zugesetzt, da hohe Zinsen die Finanzierungskosten verteuern, weshalb es in dem Sektor Kurskorrekturen an der Börse gab. Gerade Wachstumsunternehmen aus der erneuerbaren Energiebranche haben oft einen hohen Anteil an Fremdkapital.
Langfristiger Einstieg
Interessierten Anlegern könnte sich damit langfristig betrachtet ein günstiger Einstieg anbieten. So deckt das Alphabeta Access Products Solar Top 10Indexzertifikat von Morgan Stanley (DE000DA0AAV0) ein globales Investment in zehn Branchenunternehmen ab. Dazu zählt Neoen aus Frankreich. Das Unternehmen entwickelt und betreibt unter anderem Solarkraftwerke.
Die deutsche Encavis investiert in und betreibt Solar- sowie Windparks. Auch Jinkosolar ist Teil des Indexzertifikats. Der Konzern produziert und verkauft Solarzellen und -module. Anleger, die sich das Risiko zutrauen, können mit einem Turbo-Longzertifikat gehebelt auf die Kursentwicklung von Neoen setzen. Ein solches Produkt bietet die Société Générale an (DE000SU9TRP6). Der Hebel liegt bei rund 2,2 (per 25. April). Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zu jenem des Basiswerts. Berührt oder unterschreitet jedoch der Basiswert die Marke von 16,445 Euro, verfällt das Produkt.
von Raja Korinek
Die Presse