Schwentner legt Dekarbonisierungsstrategie der Fernwärme vor. „Bio Solar“ in Kalsdorf ist kein Thema mehr, Geothermie aber schon.
Der jüngste Beschluss stammt erst aus 2022, jetzt schärft Graz aber nach und erklärt den neuen Dekarbonisierungsplan für die Fernwärme als verbindlich. Umweltstadträtin Judith Schwentner (Grüne) bringt das Stück heute in den Gemeinderat. Ein markanter Unterschied zur alten Strategie: Das „Bio Solar“-Projekt in Kalsdorf ist weg. „Ja, das liegt auf Eis“, bestätigt Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik-Lauris. Die Gemeindepolitik hatte sich von Anfang an gegen den Speichersee samt Solaranlage und Biomasseanlage gewehrt.
Das Grundziel bleibt gleich: Die Grazer Fernwärmeversorgung frei von fossiler Energie zu bekommen. Aktuell stecken 22 Prozent an erneuerbaren Quellen und Industrieabwärme in der Fernwärme, für den Rest wird Gas verbrannt. 2015 lag der Anteil nur bei sechs Prozent. Um das Ziel zu erreichen, sollen einige Großprojekte realisiert werden. Der Haken: Nur einen Teil davon hat die Stadt selbst in der Hand.
Schon ab 2026 soll die Abwärmenutzung aus der Papierfabrik Sappi erweitert werden, das soll bis 120 Gigawattstunden pro Jahr bringen. Nummer zwei ist der Sonnenspeicher Süd, also der Kavernenspeicher im Steinbruch bei Wildon (ab 2026; bis 360 Gigawattstunden).
Die Müllverbrennungsanlage soll ab 2029 180 Gigawattstunden bringen, die Klärschlammverwertung 55. Beides sind Projekte der Stadt – im Gegensatz zum größten Hoffnungsträger, der Geothermie. Bis 500 Gigawattstunden erwartet man sich „Zug um Zug ab 2031“, es gibt bereits Studien und Gespräche zwischen der OMV und der Energie Steiermark, aber keine Probebohrungen.
Das alles sind Millioneninvestitionen im hohen dreistelligen Bereich. „Hierfür brauchen wir – und andere wie die OMV oder Sappi – Investitionssicherheit“, sagt Urs Harnik-Lauris von der Energie Steiermark und meint damit eine Neuverhandlung des Fernwärmeliefervertrags. Der bestehende ist 40 Jahre alt.
Für Schwentner ist klar, dass „wir zur Erreichung unserer Klimaziele weiter an der Umstellung von Erdgas hin zu erneuerbaren Quellen und Abwärme arbeiten müssen“. Generell sieht sie in der Fernwärme die „beste Maßnahme zur Verbesserung der Luftqualität in Graz“. Dem stimmt auch Umweltamtschef Werner Prutsch zu. Für ihn ist das Speichern das Entscheidende: „Wir müssen die Sonnenstrahlen vom Juli in den Dezember retten.“ Der Sonnenspeicher bei Wildon wäre dafür geeignet, die Geothermie auch.
von Gerald Winter-Pölsler
Kleine Zeitung