Osttiroler Umweltorganisation wirft zum Projekt Fragen auf. Das Land lud zu einer Information in die Wirtschaftskammer.
Die Umweltabteilung des Landes hatte am Dienstag zu einer öffentlichen Erörterung der 220-kV-Leitung, die von Lienz bis zur italienischen Staatsgrenze erneuert wird, in die Wirtschaftskammer Lienz eingeladen. Medien waren dabei nicht erwünscht. Die Austrian Power Grid (APG) als Projektwerberin hat dort das Vorhaben präsentiert. Die Osttiroler Umweltschutzorganisation Arge Stop Transit spricht von einer Aufrüstung des Projektes.
Ihr Sprecher Gerhard Unterweger weist darauf hin, dass die Masten 15 Meter höher als bisher werden, also insgesamt 45 Meter hoch. Sie sollen mit sechs Leiterseilen bestückt werden, um die Übertragungskapazität massiv zu erhöhen. Die Leitung soll teilweise neu trassiert werden. Ursprünglich hätte die Leitung auf 380 kV aufgerüstet werden sollen. Dass man jetzt bei 220 kV bleibe, sieht Unterweger als mögliche Salamitaktik. Auch mit 220 kV sei die Leitung in der Liste der höchstrangigen europäischen Stromnetze enthalten.
Fritz Wöber, der Pressesprecher der APG, versteht Unterwegers Vorgehen nicht. Er sagt: „Unterweger ist über das Projekt bestens informiert. Mastenhöhe und Zahl der Leiterseile waren von Anfang an vorgesehen.“ Und die teilweise Neutrassierung sei mit den betroffenen Gemeinden abgesprochen worden. Diese hätten positiv darauf reagiert. „Konkret wird in den Gemeindegebieten von Tristach, Amlach, Leisach, Ober- und Untertilliach von Siedlungsgebieten abgerückt und so eine Verbesserung herbeigeführt“, informiert die AGP. Und die Aufrüstung auf eine 380 kV-Leitung sei gar nicht möglich, teilt Wöber mit.
Erklärt wird noch einmal der Grund für die Erneuerung der 70 Jahre alten Leitung, die insgesamt von Lienz nach Soverzene führt: „Der Zuwachs an Verbrauchern, der regionale Bedarf an erneuerbaren Energien sowie künftige energiewirtschaftliche Entwicklungen in der Region erfordern ein leistungsstarkes Stromnetz.“ Auch das Verteilernetz in Osttirol werde durch die Erneuerung verstärkt abgestützt, um das Potenzial für die Integration von erneuerbaren Energien in der Region und in Österreich zu erhöhen. Die bauliche Umsetzung des Projekts mit 34,9 Kilometer Länge und mit einem Investitionsvolumen von rund 220 Millionen Euro ist von 2027 bis 2031 geplant. Das Projekt Südverbindung Lienz ist eines von rund 100 europäischen Infrastruktur-Projekten „gemeinsamen europäischen Interesses“ (PCI – Projects of Common Interest) auf der aktuellen PCI-Liste der Europäischen Kommission. Die PCI-Projekte sind für die Erreichung der europäischen Klimaziele, die Versorgungssicherheit und die Integration des Strombinnenmarkts von vorrangiger Bedeutung.
In den nächsten Wochen reicht die APG die Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) ein. Damit erfolgt der Startschuss für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Dazu betont man seitens der Austrian Power Grip: „Mit der UVP wird durch die prüfenden Behörden des Landes Tirol sichergestellt, dass das gesamte Projekt transparent und detailliert dargestellt wird und alle Beteiligten wie zum Beispiel Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer, Gemeinden und Verfahrensparteien partizipieren beziehungsweise Einsicht und Stellung nehmen können.“
von Michaela Ruggenthaler
Kleine Zeitung