CO2-neutrales Kerosin für kommerzielle Nutzung hergestellt

28. Juni 2024, Berlin
Bis der Treibstoff flächendeckend eingesetzt wird, dauert es noch
 - Werlte, APA/dpa

Das deutsche Unternehmen Atmosfair hat erstmals CO2-neutrales Kerosin für die kommerzielle Nutzung hergestellt. Die produzierten fünf Tonnen des Flugzeugtreibstoffs wurden unter anderem an zwei deutsche Reiseveranstalter geliefert, wie die Klimaschutzorganisation am Freitag in Berlin mitteilte. Bis zum flächendeckenden Einsatz bei Flugreisen ist es demnach aber noch ein langer Weg.

„Wir können jetzt zeigen, dass das Verfahren für strombasiertes Kerosin funktioniert und beinahe 100 Prozent CO2 einspart“, erklärte Atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen. Zugleich schränkte er ein, dass die Technologie derzeit noch nicht reif sei und für den nötigen Markthochlauf weitere wichtige Hürden nehmen müsse.

Die Anlage in Werlte zeige jedoch bereits heute, wie die industrielle Produktion von strombasiertem synthetischem Kerosin technisch möglich ist und wie dabei ausschließlich erneuerbare Energien und Ressourcen genutzt werden können. Das Verfahren ist laut Atmosfair „der wichtigste Weg, um einen relevanten Anteil des Flugverkehrs klimaverträglich zu machen“. Bei der Anlage handle es sich um die erste auf Flugkerosin ausgelegte Anlage, die erfolgreich produziert habe.

Bereits heute können Privatpersonen und Unternehmen direkt auf der Atmosfair-Webseite das CO2-neutrale Kerosin für die CO2-Kompensation der eigenen Reise hinzubuchen. Wichtig sei jedoch, dass auch Airlines einen Teil des Risikos für die Technologie übernehmen und die Abnahme größerer Mengen zusichern. Bisher setzten die Fluggesellschaften laut Atmosfair vor allem auf alternatives Kerosin aus fetthaltigen Pflanzen und Speiseresten. Das sei aber nicht ausreichend und umweltverträglich verfügbar. Strombasiertes Kerosin indes sei heute noch deutlich teurer.

„Die Airlines müssen sich im eigenen Interesse jetzt selbst engagieren, wenn sie ihr Businessmodell erhalten wollen, und dürfen nicht weiter auf die Politik verweisen“, forderte Brockhagen. Zudem müsse die Branche aufhören zu suggerieren, dass klimafreundliches Fliegen in den heutigen Dimensionen machbar sei. Dazu sei auch die Herstellung des Stromkerosins zu energieintensiv. Deshalb könne für die nächsten Jahrzehnte nur ein Bruchteil des heutigen Flugverkehrs abgedeckt werden. Weniger fliegen bleibe daher die „wichtigste Klimaschutzmaßnahme“, erklärte Atmosfair.

APA/AFP

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