„Abhängigkeit von Moskau beenden“

30. Juli 2024, Innsbruck

Sabine Jungwirth, Sprecherin der Grünen Wirtschaft, kritisiert das Festhalten an fossiler Energie. Betriebe ziehe es zunehmend dorthin, wo es Erneuerbare gibt.

Der umstrittene Gasvertrag zwischen der OMV und der russischen Gazprom bis zum Jahr 2040 ist ein gut gehütetes Geheimnis. Das Energieministerium von Leonore Gewessler (Grüne) lässt gerade eine Kommission unter der Vorsitzenden Irmgard Griss, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, den Vertrag auf mögliche Ausstiegsszenarien prüfen. Für Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft in der Wirtschaftskammer und seit Kurzem mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) verheiratet, müsse dabei „wirklich jedes Schlupfloch gesucht werden, um aus dem Vertrag rauszukommen“. Dass man nicht von heute auf morgen den Schalter umlegen und ohne Gas auskommen kann, sei ohnehin klar. „Mit ist klar, dass wir nicht von heute auf morgen zu 100 Prozent auf Gas verzichten können. Aber wenn wir nicht mehr solche Regimes wie Russland finanzieren wollen, dann müssen wir die Abhängigkeit von Moskau beenden.“

Das bedingungslose Festhalten an fossiler Energie sei in Österreich besonders stark ausgeprägt, kritisiert sie. Dabei werde gerade grüne Energie ein wichtiger Standortfaktor der Zukunft sein, so Jungwirth. Sie verweist auf eine Studie des Wuppertal Instituts aus dem Jahr 2023 rund um den so genannten „Renewables-Pull-Effekt“: Wo sich Erneuerbare günstig produzieren lassen, ergibt sich für die Firmen ein großer Kostenvorteil und dieser zieht die Betriebe an. In einer Umfrage unter 300 Managern der 50 weltweit größten Unternehmen der Stahl- und Chemieindustrie wurde günstige grüne Energie als wesentlicher Faktor für Standortentscheidungen genannt. „Große Unternehmen wird es dorthin ziehen, wo die Erneuerbaren günstig sind“, sagt Jungwirth. Dies bedeute nicht, dass man komplett auf fossile Energie wie Gas verzichten wird können: „Doch das Festhalten am Status quo versetzt nicht nur dem Klima, sondern auch dem Wirtschaftsstandort den Todesstoß.“

„Ich erwarte, dass man jedes Schlupfloch sucht, um aus dem Vertrag mit der Gazprom rauszukommen.“
Sabine Jungwirth (Grüne Wirtschaft)

Tiroler Tageszeitung

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