Beste Wasserführung seit Jahren, aber Preise an Strombörsen drücken den Profit.
Die Zeiten der Profite in Rekordhöhen bei Österreichs größtem Energieerzeuger Verbund sind Geschichte. Trieben die Großhandelspreise an den Strombörsen den Gewinn 2023 mit 2,6 Milliarden Euro noch in ungeahnte Höhen, rechnet Konzernchef Michael Strugl heuer mit rund einer Milliarde Euro weniger. Dabei läuft die Stromerzeugung der Flusskraftwerke so gut wie seit Jahren nicht mehr, weil die Wasserführung deutlich über dem langjährigen Schnitt liegt.
Ob die Zahlen, die der Konzern am Donnerstag für das erste Halbjahr veröffentlichte, das neue „Normal“ markieren, wird eine spannende Frage: So sackte der Umsatz im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 zwar um 42 Prozent auf 3,89 Milliarden (minus 42 Prozent) Euro ab. Allerdings sind diese knapp vier Milliarden in nur sechs Monaten tatsächlich genauso viel wie im ganzen Jahr 2019.
Der etwas längerfristige Vergleich offenbart auch beim Konzernergebnis, was für eine „Power“ der Energiekonzern inzwischen hat. Denn das Ergebnis von 910 Millionen Euro – ein Minus von 29 Prozent gemessen am ersten Halbjahr des Vorjahres – ist dennoch deutlich höher als im gesamten Jahr 2021 und Vorjahre.
Als Profiteur der Marktturbulenzen infolge des Ukrainekriegs stand der zu 51 Prozent in Staatshand befindliche Verbund oft in der Kritik. So ist auch noch ein Verfahren am Obersten Gerichtshof (OGH) nicht entschieden, ob der Konzern aufgrund seiner damaligen Klauseln im Mai 2022 die Endkundenpreise erhöhen durfte. Verbund-Chef Michael Strugl erwartet durch das Urteil mehr Klarheit. Grundsätzlich fordert er allerdings seit vielen Monaten eine bessere Rechtsgrundlage ein.
Dass die Strompreise für Endkunden wieder so billig werden könnten wie vor dem Ukrainekrieg, gilt praktisch als ausgeschlossen. Der Branche stehen mittelfristig Investitionen in beachtlicher zweistelliger Milliardenhöhe ins Haus. Um die Energiewende in Europa an der Spitze voranzutreiben, nimmt der Verbundkonzern bis 2030 fünf Milliarden Euro in die Hand. Dazu gehört dem Unternehmen zufolge auch der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und die großflächige Installierung von Batteriespeichern für Strom. Da Investitionen in Erneuerbare bei der von der Regierung eingeführten „Gewinnabschöpfung“ angerechnet werden, betrug diese im Vorjahr rund 95 Millionen Euro.
Bereits heuer im Herbst wird das Kraftwerk im steirischen Gratkorn eröffnet. 2025 folgt dann eine ganze Serie von Inbetriebnahmen, die mehr als 800 Megawatt zusätzliche Leistung bringen. Besonders „gewichtig“ ist das neue Pumpspeicherkraftwerk Limberg III in Kaprun mit 480 Megawatt Leistung.
Claudia Haase
Kleine Zeitung