Baustelle Batterien

16. September 2024

Große Batteriespeicher könnten künftig einen großen Teil der Schwankungen bei erneuerbaren Energien ausgleichen. Während im Ausland fleißig daran gebaut wird, tut sich hierzulande jedoch noch wenig.

Dort, wo früher ein Gaskraftwerk stand, reiht sich in Houston in Texas nun Container an Container. Im Inneren: hunderte Batterien, dicht an dicht übereinandergestapelt. Der große Batteriespeicher des Unternehmens Jupiter Power soll künftig erneuerbaren Strom speichern, wenn er im Überfluss vorhanden ist, und bei Bedarf bis zu 50.000 Haushalte am Abend wieder mit Strom versorgen.

In Texas und Kalifornien entstehen laufend neue solcher großer Batteriespeicher. Allein Kalifornien hat seit 2020 mehr Batteriespeicher gebaut als irgendein anderes Land auf der Welt außer China. Diese sollen dabei helfen, die größte Schwäche erneuerbarer Energien auszugleichen: deren schwankende Stromproduktion über den Tag. PV-Anlagen produzieren am meisten zu Mittag, wenn der Bedarf niedrig ist, und wenig am Abend, wenn der Strombedarf hoch ist. Um die Energiewende zu schaffen, braucht es daher nicht nur neue Solar- und Windanlagen, sondern vor allem viel mehr Speicher.

Sinkende Preise

Doch genau die fehlen vielerorts noch. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) müsste es global bis 2030 mehr als ein Terawatt Batteriespeicherleistung geben, um die globale Nettonull zu schaffen – derzeit sind es rund 200 Gigawatt. Während vor allem die USA und China kräftig neue Speicher bauen, hinkt der Ausbau in einigen europäischen Ländern jedoch hinterher. In Österreich gibt es, abgesehen von den vielen privaten Kleinspeichern, noch kaum größere Batteriespeicher. Könnte sich das bald ändern?

„Große Batteriespeicher sind in den vergangenen Jahren immer günstiger geworden“, sagt Christoph Kost, Energieexperte beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Das liege vor allem an den sinkenden Batteriekosten: Der Preis für Lithium-Ionen-Batterien, die nicht nur bei E-Autos, sondern meist auch bei großen Batteriespeichern zum Einsatz kommen, sei in den letzten drei bis fünf Jahren um die Hälfte gefallen.

Hinzu kommt: Je mehr Solar- und Windkraftanlagen es gibt, desto mehr rechnen sich Batteriespeicher auch während des Betriebs. „Es gibt im Stromhandel stündlich zum Teil gewaltige Preisschwankungen“, sagt Kost. Wenn die Sonne nicht scheint oder kein Wind weht, steige der Strompreis überall in Europa. Große Batteriespeicher können dann Strom, den sie bei Überschuss zuvor gespeichert haben, zu diesen Zeiten wieder ins Netz einspeisen und damit Schwankungen ausgleichen. „Solche Batterien lassen sich innerhalb von Sekunden dazuschalten und können damit schnell wieder das Stromnetz stabilisieren.“ Konventionelle Kraftwerke wie beispielsweise Gaskraftwerke würden dadurch immer weniger für diese Aufgabe benötigt.

Doch trotz der sinkenden Preise ist von großen Batteriespeichern in Österreich derzeit noch vergleichsweise wenig die Rede. In Arnoldstein in Kärnten hat die slowenische Firma NGEN Ende des vergangenen Jahres Österreichs ersten großen Batteriespeicher errichtet. Dieser hat eine Speicherleistung von 10,3 Megawatt. Angesichts des 200-Megawatt-Speichers in Houston oder mehrerer 100-Megawatt-Speicher in Deutschland wirkt das verschwindend klein.
Stattdessen wird überschüssiger Strom in Österreich momentan vor allem über Pumpspeicherkraftwerke gespeichert, die es auf rund 3,4 Gigawatt Speicherleistung bringen.

Speicher stoßen an Grenzen

Schon jetzt stößt diese jedoch an ihre Grenzen. „Es kann nicht der Wahrheit letzter Schluss sein, wenn wir an 44 Tagen im Jahr Strom von Erneuerbaren abregeln müssen, weil zu viel Strom im Netz ist und es zu wenig Speicher gibt“, sagt Christoph Schuh vom Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). Es brauche in den kommenden Jahren noch viel mehr Stromspeicher für die kurzfristige Speicherung – und das größte Potenzial gebe es dafür bei Batterien.

„Eine Hürde für den Ausbau ist, dass Netzbetreiber in Österreich aus wettbewerbsrechtlichen Gründen üblicherweise keine eigenen Batteriespeicher betreiben dürfen“, sagt Bernd Klöckl, Professor für Energiesysteme und Netze an der TU Wien. In anderen EU-Ländern gebe es dafür bereits mehr Ausnahmegenehmigungen für Netzbetreiber, um eigene netzdienliche Batteriespeicher zu bauen. „Das wäre auch für Österreich sinnvoll.“ Entstehen könnten solche Batteriespeicher dann vor allem an jenen Standorten, wo bereits viel erneuerbarer Strom erzeugt wird und wo es schon einen guten Netzanschluss gibt.

Der Standard

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