Im Vorfeld eines von Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für Montagnachmittag angesetzten Autogipfels haben sich deutsche Hersteller für zusätzliche Hilfen ausgesprochen. Mercedes-Chef Ola Källenius forderte ein Entgegenkommen in der Klimapolitik. Volkswagen will sich für eine Neuauflage der Elektroauto-Prämie stark machen. Zu dem virtuellen Gipfel kommen Spitzenvertreter von Automobilbauern und -Zulieferern, der Branchenverband VDA und die Gewerkschaft.
„Wir müssen über die CO2-Regulierung in Europa reden“, sagte Källenius dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). Zwar stehe der Stuttgarter Autobauer zum Ziel der Dekarbonisierung der Autoindustrie, „doch die Schätzungen der EU-Kommission waren zu optimistisch, wie sich jetzt zeigt“, sagte Källenius. VW schlug einem Bericht des „Spiegel“ zufolge eine Förderung von 4.000 Euro beim Kauf eines Elektroautos vor, wenn der Hersteller zusätzlich einen Preisnachlass von 2.000 Euro gewährt.
Die Gipfelteilnehmer wurden im Vorfeld aufgefordert, etwa die größten Hemmnisse beim Hochlauf der E-Mobilität in Deutschland zu nennen und Vorschläge zu einem fairen Wettbewerb in Europa zu machen. „Es geht gerade bei Elektrofahrzeugen darum, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen – den Ladestrompreis in die richtige Richtung zu bewegen“, sagte VW-Chef Oliver Blume.
Auch BMW forderte bessere Rahmenbedingungen für Elektroautos, wie flächendeckende Ladepunkte im öffentlichen und privaten Bereich sowie den Zugang zu günstigem Ladestrom. „Denn wenn die Kosten für einen elektrisch gefahrenen Kilometer höher sind als mit Benzin oder Diesel, fehlt vielen Kunden ein zentraler Anreiz für elektrische Fahrzeuge“, erklärte ein Sprecher. Eine ebenfalls diskutierte Abwrackprämie lehne BMW dagegen klar ab: „Die deutsche Automobilindustrie braucht keine kurzfristigen, marktverzerrenden Strohfeuer.“
Auch der Präsident des deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW, Achim Wambach, sieht eine derartige Prämie skeptisch. Diese könne zwar die Umstellung erleichtern, wenn jedoch funktionsfähige Fahrzeuge stillgelegt würden, würden Werte zerstört. In der SPD von Kanzler Olaf Scholz wird eine Abwrackprämie von 6.000 Euro für einen Umstieg von einem Verbrenner auf ein E-Auto diskutiert.
Die Branche leidet derzeit massiv unter der eingebrochenen Nachfrage nach Elektroautos und der allgemeinen Kaufzurückhaltung. Zahlreiche Unternehmen haben angekündigt, Stellen zu streichen und Werke zu schließen. Unter Druck sind insbesondere die Zulieferer, die ihre Werke bereits auf Produkte für Elektroautos umgestellt haben und bei denen nun der eigentlich eingeplante Absatz wegfällt.
Ab 2025 gelten in der Europäischen Union strengere CO2-Grenzen für Neuwagen, die nach Einschätzung von Fachleuten nur mit einem stärkeren Absatz von Elektroautos eingehalten werden können. Sollte es nicht gelingen, diese Grenzwerte zu erreichen, drohen Strafzahlungen.
APA/Reuters