Dringend Regeln für Aufbau von Wasserstoffnetz benötigt

9. Oktober 2024

Appell. Gesetzliche Vorgaben würden Investoren Sicherheit verschaffen Johannes Zimmerberger Geschäftsführer Linz Netz

Wasserstoff spielt für das Energiesystem der Zukunft eine wichtige Rolle. Das Gas kann mittels erneuerbarer Energie „grün“ erzeugt werden und soll fossile Kraftstoffe an mehreren Stellen ablösen. Wie Erdgas kann man es gut speichern, wodurch man etwa im Sommer reichlich produzierten Solarstrom in den Winter mitnehmen könnte. Außerdem wird Wasserstoff als Rohstoff für die chemische Industrie benötigt. Regulatorische Hürden machen den Aufbau einer Wasserstoffversorgung aber noch unmöglich.

Henne-Ei-Problem

Österreich hat eine Wasserstoffstrategie. Laut dieser soll bis 2030 eine Elektrolysekapazität von einem Gigawatt entstehen. Ein großer Teil des benötigten Wasserstoffs soll im Land mittels Elektrolyse (Aufspaltung von Wasser) erzeugt werden. Derzeit gibt es nur vereinzelte Elektrolyseure im Land, die Wasserstoff mit einer Leistung im Bereich weniger Megawatt produzieren.

Ab 2030 soll der Bedarf rasant steigen, sagt Johannes Zimmerberger, Geschäftsführer der Linz Netz GmbH bei einer Veranstaltung des Forums Versorgungssicherheit. Eine Umfrage unter großen Gaskunden zeige laut Zimmerberger, dass grüner Wasserstoff künftig bei allen in größerer Menge benötigt werde. Noch herrscht allerdings ein Henne-Ei-Problem. Produktions- und Transportkapazitäten fehlen, dadurch ist die Nachfrage gering. Kein Unternehmen kann von Erdgas auf grünen Wasserstoff umstellen, wenn die Versorgung nicht gewährleistet ist. Der Wasserstoff, der derzeit verbraucht wird, stammt zu 96 Prozent aus einer Umwandlung von Erdgas („grauer“ Wasserstoff).

In Zukunft wird erwartet, dass immer mehr Industrieunternehmen die Technologie einsetzen werden, um mit zeitweise günstigem Strom Wasserstoff zu produzieren und damit möglichst den Eigenbedarf zu decken. Um Überschüsse vermarkten zu können, braucht es ein Wasserstoffnetz.

Was noch fehlt

„Noch fehlen aber wichtige Vorgaben“, sagt Zimmerberger. Gesetze müssten für die Wasserstoffwirtschaft geschaffen, Regulative adaptiert werden. Ein offener Punkt ist etwa das Erneuerbares Gas Gesetz. Es verpasste im September die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Nationalrat. Unbedingt notwendig sei auch eine Anpassung des Gaswirtschaftsgesetzes. Darin festgelegt werden sollen Netznutzungsentgelte. „Netzbetreiber sind bereit dazu, in Wasserstoffnetze zu investieren. Auch technisch sind sie dazu in der Lage. Aber wir brauchen Rahmenbedingungen, die sicherstellen, dass wir Investitionen irgendwann wieder zurückverdienen können“, sagt Zimmerberger.

Ebenfalls noch ausständig seien standardisierte Genehmigungsverfahren und die Umsetzung von EU-Vorgaben wie der Erneuerbaren-Richtlinie RED III.

Zimmerberger: „Wir als Gasnetzbetreiber haben das Know-how. Wir wissen, wie es gehen könnte, wir wünschen uns nur, dass wir eine gesetzliche Grundlage bekommen.“

„Netzbetreiber sind bereit, in Wasserstoff zu investieren. Auch technisch sind sie dazu in der Lage“

von Johannes Zimmerberger Geschäftsführer Linz Netz

Kurier