Der Netzausbau kostet viele Milliarden Euro. Bezahlt wird er zum Großteil von den Haushalten über die Netzentgelte. Die AK rechnet hier mit einer Verdoppelung der Kosten bis zum Jahr 2030 und fordert Änderungen ein.
Die Netzentgelte dürften sich von im Schnitt 300 € netto im Jahr bis 2030 auf 600 € verdoppeln, so die AK.
Die seit dem letzten Jahr sinkenden Strom- und Gaspreise haben die Haushaltsausgaben für Energie zuletzt wieder reduziert. Ein Punkt auf der Jahresabrechnung dürfte bald steigen: die Netzkosten.
Sie machen in etwa ein Drittel der Abrechnung aus und werden von den Netzbetreibern (z. B. Wiener Netze, APG) eingehoben. Die konkrete Höhe wird jährlich per Verordnung der E-Control festgelegt. Um die Netze zukunftsfit zu machen – Stichwort Energiewende – muss viel Geld investiert werden. In den nächsten Jahren dürften dies Schätzungen zufolge mindestens 20 Mrd. € sein. Alleine der Netzbetreiber APG, der sich um die großen Hochspannungsleitungen kümmert, steckt bis 2034 rund 9 Mrd. € in den Ausbau.
Das ist auch dringend notwendig, rechnen Experten doch bis 2030 mit einem um 30% höheren Stromverbrauch – das sind 39 Terawattstunden mehr im Jahr.
Da der Netzausbau zum Großteil über die Netznutzungsentgelte finanziert wird, werden diese bald kräftig steigen. „Wir rechnen schon für das nächste Jahr mit einem Anstieg um 20 Prozent“, so AK-Experte Joel Tölgyes. In den nächsten Jahren erwartet er sogar eine Verdoppelung. Tölgyes: „Ein Durchschnittshaushalt zahlt aktuell netto rund 300 Euro Netzentgelte im Jahr. Bis 2030 dürften sich die Ausgaben dann auf 600 Euro verdoppeln.“
Um diesem starken Kostenanstieg dagegenzuwirken, empfehlen die Konsumentenschützer, an mehreren Schrauben zu drehen. Wichtig wäre zum Beispiel ein abgestimmter Ausbauplan auf allen Netzebenen. Derzeit gibt es diesen nur für die Übertragungsnetze, nicht aber auf Haushaltsebene, meint Tölgyes. Das führe zu Unsicherheiten, beispielsweise ob und wann eine neue PV-Anlage angeschlossen werden kann.
Darüber hinaus müsse der Staat solche Projekte, etwa über Investitionszuschüsse, Eigenkapital-Beteiligungen oder längere Abschreibungsdauern kofinanzieren. „Stromnetze werden ja auch über Generationen genutzt“, so der Experte.
Stärker in die Pflicht nehmen muss man auch Stromproduzenten und Großverbraucher, so der Vorschlag. Aktuell sei z. B. die Groß-Industrie für 30% des Stromverbrauchs verantwortlich. Sie komme aber nur für 14% der Netzkosten von im Vorjahr 2,5 Mrd. € auf. Anders bei den Haushalten, die ein gutes Viertel verbrauchen, aber 44% der Netzentgelte tragen.
Im Schnitt wurde Energie im August um 11,5% billiger. Einzig Strom wurde zum Vorjahresmonat (Grafik) leicht teurer.
Kronen Zeitung