Die Energiepreise haben sich langsam wieder eingependelt, doch sie sind höher als vor dem Ukrainekrieg. Welche Schlüsse haben Konsumenten aus der Krise gezogen?
Mit der kühleren Jahreszeit rücken die Energiepreise wieder in den Vordergrund. Die Heizungen werden hochgefahren, die Lichter wieder früher angeknipst. Im heurigen Herbst vermutlich mit weniger Sorge, ob man die Strom- und Gasrechnung auch wird bezahlen können, als im Oktober vor zwei Jahren. Die damaligen Höchststände bei den Energiepreisen versetzten die gesamte Republik in Angst und Schrecken.
Mittlerweile haben sich Preise und Lage beruhigt. Die Energiepreise für Haushalte sind im August 2024 gegenüber dem Juli um 1,9 Prozent gesunken. Im Schnitt gehen die Preise seit fast einem Jahr zurück – im Jahresvergleich um 11,5 Prozent.
Spuren hat die Krise wohl hinterlassen: Die Preise für Kraftstoffe, Heizöl und Strom liegen deutlich über dem Vorkrisenniveau. Erdgas ist im Schnitt um gut 124,5 Prozent teurer als im September 2021, Fernwärme um 75 Prozent, Heizöl um gut 26 Prozent. Die Endkundenpreise für Strom und Erdgas sinken zwar, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie es die Entwicklungen auf den Großhandelsmärkten annehmen lassen würden, merkt Lukas Zwieb, Energiemarktexperte der Österreichischen Energieagentur, an. Zwieb rät Konsumentinnen und Konsumenten, ihre Lieferverträge zu überprüfen und aktuelle Angebote zu sichten. Denn dass die Strom- und Gaspreise höher sind, als sie sein müssten, hat auch mit der geringen Bereitschaft der Energiekunden zu tun, den Anbieter zu wechseln, wie Fachleute mantraartig betonen. Und an einer hohen Marktkonzentration am Erdgasmarkt, wie die „Taskforce Strom & Gas“ von E-Control und Bundeswettbewerbsbehörde im August hervorhob.
Doch wie sieht die Lage bei den Konsumenten aus, und wie haben sie auf die Energiekrise reagiert? Das hat der Berater EY in einer repräsentativen Umfrage unter tausend Österreichern für das Energiepreisbarometer 2024 erfragt. Demnach berichtet fast ein Viertel von in etwa gleichbleibenden Preisen auf der Stromrechnung. Knapp ein Drittel zahlt mehr, neun Prozent gleich um 31 bis 60 Prozent. Dem gegenüber stehen 35 Prozent, die eine niedrigere Stromrechnung im Vorjahresvergleich erhalten haben, bei zehn Prozent um 31 bis 60 Prozent, bei vier Prozent sogar noch mehr.
Christina Khinast-Sittenthaler, Leiterin des Energiesektors bei EY Österreich, meint dazu: „Wir sehen heuer ganz stark, dass die Schere zwischen gestiegenen und gesunkenen Kosten weit auseinandergeht.“ Das hat auch mit den Lieferkonditionen der Anbieter zu tun. Khinast-Sittenthaler ruft in Erinnerung, dass die hohen Preise rund um die Energiekrise im Herbst 2022 viel später bei den Haushalten angekommen sind, jetzt gebe es den umgekehrten Effekt: Die langsame Erholung der Preise komme erst verzögert bei den Endkunden an.
Energie und Geld sparen
Laut Umfrage haben die meisten gelernt: Energiesparen ist eine gute Sache. 86 Prozent versuchen das aktiv – um die Kosten zu senken. Man schaltet den Geschirrspüler erst ein, wenn er voll ist, tauscht Glühbirnen gegen LED-Leuchten, gewöhnt sich an kühlere Raumtemperaturen. Nur fünf Prozent pfeifen auf Energiesparen. Für die Hälfte der Befragten haben die gestiegenen Energiepreise übrigens auch Auswirkungen auf andere Lebensbereiche. Über sieben von zehn Befragten gehen seltener auswärts essen, zwei Drittel sparen beim Urlaub.
Trotz der Entspannung macht sich knapp jede(r) Zweite Sorgen, in Zukunft die Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können. 18 Prozent können sie schon jetzt nicht mehr pünktlich begleichen. Bei der Schlichtungsstelle der E-Control war im Vorjahr jedenfalls die Hölle los, und von einer wirklichen Entspannung könne man auch heuer noch nicht sprechen, heißt es.
Der Standard