Erneuerbare Energie ist ein grüner Wachstumsturbo

15. Oktober 2024

Eine neue Regierung sollte das erkennen und nicht, wie der Wahlsieger, wegleugnen

Plus 12,7 Prozentpunkte – das brachte die Nationalratswahl für die FPÖ. Bemerkenswert. 12,7 Prozentpunkte Zugewinn für eine Partei, die den Klimawandel wegleugnet, gegen Windräder Sturm läuft und bei der künftigen Energieversorgung der „Festung Österreich“ vor allem auf eines setzt: Erdgas – from russia with love.

Und das wenige Tage, nachdem wir erleben mussten, welches Leid und welche enormen Schäden Klima- und Wetterkatastrophen anrichten. Nicht am anderen Ende der Welt, sondern in Österreich – bei Verwandten oder Freunden. Todesfälle, Verwüstungen, 1,3 Milliarden Euro Schäden alleine in Niederösterreich…. Die Klimakatastrophe stoppen? Raus aus Öl und Erdgas? Ja, irgendwann schon, aber wenn es halt besser passt.

Mich stimmt das sehr nachdenklich. Nur zum Vergleich: Zwölf Prozent ist aktuell der Anteil von Strom aus Photovoltaik am österreichischen Stromverbrauch. Könnten wir noch einmal zwölf Prozentpunkte zulegen, würden wir den Anteil verdoppeln und auch alle Ausbauziele erreichen. Ausbauziele, die die „alte Bundesregierung“ vorgegeben hat. Aber: Ziele beschließen ist das eine, dafür die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, ist das andere. Schon viele Monate vor der Wahl galt für den Erneuerbaren-Ausbau in Österreich: rien ne va plus, nichts geht mehr. Wichtige Gesetze wurden nicht einmal zur Abstimmung gebracht. Vor allem die ÖVP ist bei den Ausreden dafür mit haarsträubender Kreativität aufgefallen.

Wir haben in Österreich zurzeit mehr als 354.000 Menschen ohne Arbeit, Tendenz dramatisch steigend. Das Land steuert in die schlimmste wirtschaftliche Krise seit Jahrzehnten.

Österreich braucht dringend Impulse für Wachstum und Beschäftigung. Erneuerbare Energie ist so ein grüner Wachstumsturbo. Investitionen in die Energiewende stärken zu einem überwiegenden Teil die heimische Wirtschaft und können mehrere 100.000 Arbeitsplätze schaffen und sichern. „It’s the economy, stupid“ hat Bill Clinton gemeint. Den „Dummkopf“ würde ich weglassen, aber auch bei der Energiewende geht es um die Wirtschaft. Um die heimische Wirtschaft.

A little more action …

Es gibt die große und einmalige Chance, hochwertige Arbeitsplätze im Land zu halten und zu schaffen, es gibt die Chance, Österreich als Industrie- und Innovationsstandort für nachhaltige Technologie zu positionieren. Und zwar jetzt, sonst ist der Zug abgefahren. Wer das nicht erkennt, ist blind oder will es einfach nicht erkennen.

Der Herr Bundespräsident hat kürzlich in Zusammenhang mit der Energiewende einen Song-Titel von Elvis Presley bemüht, „a little less conversation, a little more action please“. Das wünsche ich mir auch: Weniger Reden, mehr Tun. Irgendwann werden die Jungen fragen: Was hat Ihr für unsere Zukunft getan, für eine gute und lebenswerte Zukunft?
Darauf werden sie Antworten wollen. Vielleicht schon bei der nächsten Wahl.

Vera Immitzer ist Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria

Kurier