Gut auf Kurs

17. Oktober 2024

Energiewende. Österreich ist beim Plan, seinen gesamten Strombedarf bis 2030 bilanziell mit erneuerbaren Energien zu decken, auf Schiene. 2023 gingen 140.000 PV-Anlagen ans Netz

„Der Ausbau der erneuerbaren Energien erlebt in Österreich einen nie da gewesenen Boom. Das ist nicht nur ein Trend, das ist eine nachhaltige Entwicklung.“ Dieses positive Resümee zieht Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control, bei der Vorstellung des neuesten EAG-Monitoringberichts. Der Energieregulator hat zum insgesamt dritten Mal überprüft, wie sehr das Land auf Schiene ist, um die Ziele zu erreichen, die 2021 im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz festgelegt wurden. Das wichtigste: Bis 2030 sollen Erneuerbare bilanziell 100 Prozent des Stromverbrauchs decken.

Viel Wasser, Wind, Sonne

Im vergangenen Jahr ist Österreich diesem Wert mit 92 Prozent schon sehr nahegekommen. 2022 lag der Wert noch bei 78 Prozent. 2023 wurde jedoch mehr Strom aus Wasser-, Wind- und Solarkraft erzeugt. Je nach Wetter kann es hier von Jahr zu Jahr sehr unterschiedliche Werte geben. Außerdem wurde kräftig zugebaut, vor allem bei der Solarenergie. „140.000 neue Photovoltaikanlagen sind 2023 ans Netz gegangen. Die haben eine Engpassleistung, die jener aller Donaukraftwerke in Österreich entspricht“, sagt Urbantschitsch.

Für den enormen Schub bei Photovoltaik gibt es laut der E-Control drei große Gründe: Hohe Energiepreise, vor allem durch die Energiekrise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine, gute Fördermöglichkeiten und persönliche Motivation. Urbantschitsch: „Menschen wollen einen Beitrag leisten, für die Abkehr von fossilen Energieträgern und die Unabhängigkeit von russischem Gas.“ 98 Prozent der installierten PV-Leistung entfallen auf Privathaushalte, nur zwei Prozent auf Unternehmen. Ihr Anteil nimmt aber zu, sagt E-Control-Vorstand Alfons Haber.

Er merkt an, dass neben der Photovoltaik nicht auf die Windkraft vergessen werden sollte. Bei erneuerbaren Energien sei Österreich aufgrund seiner geografischen Situation mit viel Gebirge und viel Wasser privilegiert. Im Winter sinke die Stromproduktion durch Wasser- und Solarkraft jedoch, jene von Windkraft steige und könne Rückgänge ausgleichen. Bei guten Wetterbedingungen können Wasser-, Wind- und Solarkraft den gesamten Stromverbrauch des Landes abdecken. So habe man es heuer im Frühjahr etwa einige Wochen lang erlebt. Im Winter freilich benötige man Gaskraftwerke immer noch sehr.

Abwarten bei grünem Gas

Apropos Gas: Das EAG sieht auch einen Ausbau bei erneuerbaren Gasen auf 5 Terawattstunden bis 2030 vor. Hier sieht es trist aus. Der Anteil am Gesamtgasverbrauch liegt bei 0,12 Prozent. „Hier sehen wir wenig Dynamik“, sagt Haber. „Potenzielle Anlagenerrichter warten auf das Erneuerbare-Gas-Gesetz.“ Gasimporte aus Russland gehen unterdessen zurück und das soll so bleiben. „Es gibt andere Quellen und die Transportwege dafür. Energieversorger wenden sich von russischem Gas ab“, sagt Urbantschitsch.

Energiegemeinschaften

Zurück zum Strom: In steigendem Maße wird dieser von Privatpersonen erzeugt und mittels Energiegemeinschaften mit anderen geteilt. Die Anzahl von Erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEG) und Bürgerenergiegemeinschaften (BEG) steigt rasant. Mitte 2023 waren 364 EEGs in Betrieb, Mitte 2024 waren es 1.650 EEGs, dazu kamen 234 BEGs. „Diese Dynamik ist beachtlich“, sagt Urbantschitsch. Es gebe aber Probleme beim Datenaustausch. „Da braucht es ein paar Nachbesserungen im Gesetz. Wir hoffen sehr darauf, dass das Elektrizitätswirtschaftsgesetz demnächst kommen wird.“

Der EAG-Monitoringbericht schlüsselt auch die Fördersituation bei erneuerbarer Energie genau auf. 2023 wurden in Österreich wieder mehr Fördermittel abgeholt, nachdem es 2022 aufgrund hoher Energiepreise sogar einen Überschuss im Fördertopf gab. Die Gesamtförderung belief sich 2023 auf rund 180 Millionen Euro.

„Das ist erheblich weniger als in den Jahren zuvor. Wir waren schon mal bei 800 Millionen Euro“, meint Urbantschitsch. Langfristig rechne man mit immer weniger Förderbedarf.

Kurier