Steirischer Blackout-Plan – von Totenbeschau bis Treibstoff

17. Oktober 2024, Graz
LH Drexler empfahl dringend auch die Eigenvorsorge
 - Wien, APA

Mehrere Jahre Arbeit, hunderte Gespräche und unzählige gesammelte Erfahrungswerte von Unwetterereignissen sind von der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark in einen ersten gesamtsteirischen Blackout-Plan eingeflossen. Das knapp 180 Seiten dicke Werk ist am Donnerstag in Graz vorgestellt worden und ist laut Abteilungsleiter Harald Eitner eine „Bestandsaufnahme über die Blackout-Resilienz“ der Grünen Mark. Hinzu kommen 111 Maßnahmenempfehlungen.

Es gehe um viel Eigenverantwortung und Selbstvorsorge, betonte Eitner und appellierte an alle Steirerinnen und Steirer sich zu informieren. Doch auch Gemeinden haben Verantwortung und müssen Vorsorge treffen, denn es gilt der dezentrale Ansatz, so der Katastrophenschutzleiter weiter. Schon 2018 habe man mit den Erhebungen begonnen und schon bei den ersten Gesprächen mit Gemeindevertretern, Organisationen, Banken und Lebensmittelketten eine Sensibilisierung erreicht. 2019 folgte ein Leitfaden für Gemeinden, den viele Kommunen schon in Angriff genommen hätten – beispielsweise um eine Wasserversorgung im Notfall sicherzustellen.

Danach verhinderte die Bewältigung der Corona-Pandemie eine schon frühere Fertigstellung des Plans, der nun vorliegt, aber wohl „nie zu einem Ende kommen“ werde, da sich der Ist-Stand ständig verändere. Erst in der Vorwoche hatte die Abteilung eine Übung durchgeführt, bei der versucht wurde, sämtliche 286 Gemeinden der Steiermark per Funk zu erreichen. Das sei gelungen, aber es gab auch Probleme mit sogenannten Push-Nachrichten auf die Mobiltelefone von ausgewählten Personenkreisen. Das wolle man laut Eitner im kommenden Jahr überarbeiten und von SMS-Nachrichten möglicherweise gleich auf das zuletzt eingeführte Cell Broadcast, über das Warnungen an die gesamte Bevölkerung eines Gebietes, Bezirks oder Landes ausgegeben werden können, umsteigen.

Der Blackout-Plan ist auch als eine Art Leitfaden zu verstehen und gibt Einblicke in die Lebensbereiche, die von einem Blackout betroffen wären. „Es betrifft eigentlich alle Lebensbereiche“, sagte Eitner. So wird etwa auch erörtert, wie Tierkörperverwertung ohne Strom funktionieren soll, die Versorgung von Drogenabhängigen mit Substitutionsmitteln erfolgen kann oder wie beispielsweise Landwirte mit ausgefallenen Melkmaschinen umgehen können. Der Plan geht etwa auch auf Maßnahmen für Bestattungsunternehmen ein oder wie die Treibstoff-Notversorgung erfolgen kann.

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) unterstrich die Notwendigkeit eines solchen Plans mit den Unwetterereignissen der vergangenen Wochen und Monate. Erst Mitte September seien zeitgleich rund 25.000 steirische Haushalte ohne Strom gewesen. „Ich hoffe, dass wir diesen Plan nie brauchen, aber es ist gut, vorbereitet zu sein.“ Er appellierte eindringlich auch zur Eigenvorsorge: „Bitte sorgen Sie für Ihren Haushalt und Ihre Liebsten vor.“ Der Zusammenhalt in der Gesellschaft werde in einem Blackout-Fall entscheidend sein.

Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang (SPÖ), zuständig für die Verkehrsagenden in der Landesregierung, nannte Details aus dem Mobilitätskapitel: Es werde zu Problemen bei Ampel- und Pumpanlagen kommen, weil für die gibt es keine Notstromversorgung. Tunnel und Unterführungen würden gesperrt werden, für den Schülertransport nach Hause sollte aber vorgesorgt sein.

Steirerinnen und Steirer können sich an den Zivilschutzverband wenden, um nähere Informationen über die Eigenvorsorge und das Verhalten im Fall eines Blackouts zu erhalten: https://www.zivilschutz.steiermark.at/ .

Service: https://www.stzsv.at/old/blackout.html oder https://www.stzsv.at/old/ratgeber.html

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