Die Wien Energie baut ihr Netz weiter aus und verspricht für die Heizsaison mithilfe von Rabatten stabile Preise.
Die Mehrheit der 460.000 Fernwärmekundinnen und -kunden der Wien Energie wird demnächst die Jahresabrechnung für die vergangene Heizsaison 2023/24 im Postkasten finden. Wenn sich der Verbrauch nicht wesentlich verändert hat bzw. Teilbeträge nicht heruntergesetzt wurden, sei mit keinen hohen Nachzahlungen zu rechnen, verspricht der städtische Versorger, der eines der größten Fernwärmenetze in Europa betreibt. Auch in der nächsten Periode bleiben die Preise für zwei Drittel der Haushalte gleich, wie Geschäftsführer Michael Strebl am Donnerstag sagte. Die im Frühjahr verkündeten Rabatte – in Summe bis Herbst 2025 rund 600 Mill. Euro – gelten für sie weiter.
Bei den übrigen Abnehmern, deren Fernwärmetarife am Gaspreisindex hängen und die oft über den Wohnbauträger oder unabhängige Dienstleister abgerechnet werden, seien aus aktueller Sicht ebenfalls keine Änderungen zu erwarten. Auf dem internationalen Gasmarkt „kann aber geopolitisch jederzeit etwas passieren“, schränkt Strebl ein, allerdings seien Preiserhöhungen gedeckelt.
Wien Energie war vor zwei Jahren in die Kritik geraten, weil das Unternehmen am Höhepunkt der Energiekrise die Fernwärmepreise fast verdoppelt hatte. Mit den Rabatten liegen die (regulierten) Tarife laut Strebl um 24 Prozent über dem Niveau von vorher, was nur die Inflation seit 2016 abbilde, seit der letzten Preiserhöhung vor Russlands Angriff auf die Ukraine.
Der stadteigene Versorger baut sein Wärmenetz in den zentralen Bezirken in Wien derzeit massiv aus. Rund 10.000 Haushalte kommen pro Jahr dazu. Ein eigener Wärmeplan, „um den uns viele andere Städte beneiden“, wie Strebl sagt, zeige, wo und wann die neuen Leitungen kommen. Denn um Wien wie geplant bis 2040 CO2-neutral zu machen, müssen unter anderem die rund 700.000 Gasthermen, die in der Bundeshauptstadt laufen, durch klimaneutrale Alternativen ersetzt werden. In den dicht besiedelten Innenbezirken soll das in erster Linie über Fernwärme erfolgen, die in einigen Jahren vor allem aus Geothermie kommen soll. Vorerst wird das Heißwasser zu mehr als der Hälfte noch mit Erdgas erzeugt – der Rest mit Müllverbrennung, Biomasse, Erdwärme oder industrieller Abwärme. Auf die Wien Energie entfallen gut 15 Prozent des heimischen Gasverbrauchs. Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen emittieren aber nur ein Zehntel so viel CO2 wie klassische Gasthermen, rechnet Strebl vor.
2025 will die Wien Energie ohne russisches Gas auskommen. Seit 2022 wurden 3,5 Terawattstunden (TWh) nicht russisches Gas gekauft. Mit den 2,5 Terawattstunden, die noch eingespeichert sind, und den 10 TWh, die sich der Versorger vertraglich vor allem aus Norwegen gesichert hat, können sämtliche Kunden versorgt werden. mg
Salzburger Nachrichten