Gasspeicher voll, Fernwärme-Preis stabil

21. Oktober 2024

Bei gleichem Verbrauch sei bei Fernwärme keine Nachzahlung nötig, beteuert Wien Energie. Die Preise seien international stabil. Auch Gas sei für die Bundeshauptstadt genug da, die Speicher seien voll.

Vor Preisschocks wie 2022 sollten Kunden der Fernwärme Wien in den nächsten Monaten geschützt sein. Die Preise für Pipelinegas blieben aus derzeitiger Sicht stabil und die Gasspeicher seien zu mehr als 90 Prozent gefüllt – und würden laufend weiter gefüllt, versicherte Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl am Donnerstag in einem Pressegespräch. Das alles gelte vorbehaltlich geopolitischer Risiken, etwa in Nahost. Füllstände um die zehn Prozent wie vor der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelösten Gaskrise im Jahr 2022 gebe es seit dem Vorjahr nicht mehr. Im heurigen Sommer habe das Minimum rund 65 Prozent Füllstand betragen.

Die im Vergleich zu Vorkrisenjahren geringe Entleerungsrate der Speicher ist freilich auch den vergleichsweise warmen Wintermonaten geschuldet, die den Raumwärmebedarf und damit den Gasverbrauch drosselten. Den EU-Zielwert von 80 Prozent Speicherstand je EU-Land jeweils per 1. November übertreffe man damit haushoch. Das liege auch am hohen Ausmaß an verfügbarem Erdgas auf den Gasmärkten, räumte Strebl ein.

Negative Reaktionen in großem Stil auf Verbraucherseite aufgrund der in den nächsten Wochen beginnenden Fernwärme-Jahresabrechnungen erwartet der Wien-Energie-Geschäftsführer nicht. „Bei gleichbleibendem Verbrauch ist mit keinen wesentlichen Nachzahlungen zu rechnen.“ Was in diesem Zusammenhang „nicht wesentlich“ bedeutet, bleibt freilich individuell höchst unterschiedlich. Denn die rund 440.000 Fernwärme-Kunden in Wien sind nur indirekt mit Wien Energie verbunden. Wohl beziehen sie die Fernwärme vom Wiener Landesversorger, zu zahlen sind die Rechnungen allerdings an die Wohnungsgenossenschaft oder die Hausgemeinschaft, die die Energie gemeinschaftlich bezieht und den Rechnungsbetrag dann untereinander aufteilt.

Billiger und trotzdem teurer

Im Wesentlichen gibt es zwei Tarifmodelle, die historisch bedingt sind. Bei Preisbescheid-Kunden werden Änderungen via Preisbescheid festgesetzt. Das sind rund zwei Drittel der Fernwärme-Abnehmer. Seit 2013 werden nur mehr Verträge mit indexierten Tarifen angeboten, die sich am Großhandelspreis respektive dem Central European Gashub (CEG) orientieren. Bei beiden Modellen gab es in der Vergangenheit Bocksprünge und erhebliche Preissteigerungen (plus 92 Prozent im Jahr 2022), die Dämpfungs- und Absicherungsmaßnahmen notwendig machten. Für Bescheid-Kunden würde der Grundpreis weiterhin um 20 Prozent gesenkt, betonte Strebl. Der Arbeitspreis, also der Tarif für verbrauchte Energie, werde um 43 Prozent gesenkt.

Um für Kunden mit indexierten Tarifen unliebsame Überraschungen hintanzuhalten, habe man mit einem Puffer von 50 Millionen Euro vorgesorgt. Das ist eine Art Preisdeckel, der explosionsartige Preissteigerungen für Endkunden abfedern soll. Auf das Niveau vor dem Ukrainekrieg kam der Gas- und Fernwärme-Preis dennoch nie mehr zurück, das dürfte auch so bleiben. Die Endkundenpreise seien rund 24 Prozent höher als vor der Krise im Jahr 2022, bestätigt der städtische Versorger. Aber das entspreche gerade einmal der Teuerung seit dem Jahr 2016, als die Preise zuletzt angehoben worden waren, rechnete Strebl vor.

Bei indexierten Tarifen ist für das kommende Jahr mit einer Erhöhung der Teilbeträge, also der Ratenzahlungen, zu rechnen. Es laufe das Energiehilfe-Paket des Energieversorgers für 2023 aus, das heuer für deutlich reduzierte Teilbeträge gesorgt hatte. Die Teilbeträge dürften demnach ab November/Dezember steigen, „weil sie wieder auf das normale Niveau angehoben werden“, erklärte Strebl das Prozedere. „Unter dem Strich, also übers Jahr gerechnet, bleiben die Kosten aber konstant.“

Was den Abschied vom russischen Gas betrifft, sieht sich der Wiener Landesversorger auf gutem Weg. Man habe bereits in der Vergangenheit 3,5 Terawattstunden (TWh) an Erdgas aus dezidiert nichtrussischer Herkunft beschafft, von denen noch 2,2 TWh in den hauseigenen Speichern schlummern würden.
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Der Standard