Ab Jänner müssen Haushalte die Stromkosten wieder allein schultern, die Strompreisbremse und andere staatliche Subventionen laufen aus. Für die meisten Haushalte wird es teurer, für einige sogar deutlich.
Das Gros der heimischen Haushalte – und Unternehmen – bleibt seinem meist lokalen Strom- und Gasversorger treu, auch wenn es durch einen Anbieterwechsel einiges an Geld sparen würde. Ab Jänner könnte diese Beharrlichkeit die Stromverbraucher noch mehr kosten, als sie wegen der saftigen Erhöhung der Netztarife und des Wegfalls der Ausnahmen für Elektrizitäts- und Ökostromabgabe ohnehin zahlen müssen.
Denn mit Jahresende läuft die staatliche Stromkostenbremse aus, die seit Dezember 2022 die ersten 2900 kWh Strom pro Jahr für jeden Haushalt bei zehn Cent pro Kilowattstunde (kWh) gedeckelt hat. Die Differenz zum tatsächlichen Strompreis erhielten die Energieunternehmen bis zu maximal 30 Cent pro kWh ausgeglichen. Zu Jahresmitte wurde sie auf höchstens 15 Cent pro kWh gesenkt, aber bis Jahresende verlängert.
Wie sich das Ende der Strompreisbremse auswirkt, hängt natürlich vom Verbrauch und vom aktuellen Tarif ab, den ein Haushalt zahlt. Derzeit liegen die Energiepreise bei den Hauptprodukten aller großen Landesversorger deutlich über zehn Cent, wie die monatliche Erhebung der E-Control zeigt. Bei einigen, wie der Energie AG Oberösterreich, sind es sogar 23 Cent, die Salzburg AG hält bei 20,8 Cent. Die Tiroler Tiwag hat am Montag angekündigt, ihren bereits günstigen Tarif ab Dezember um zwei Cent auf 9,8 Cent zu senken.
Für einen durchschnittlichen Haushalt (3500 kWh pro Jahr) würden beim aktuellen Durchschnittstarif der Landesversorger (17,6 Cent pro kWh) ab Jänner Mehrkosten von etwa 220 Euro im Jahr anfallen. Dazu kommen fix rund 60 Euro in Form der Elektrizitätsabgabe sowie 70 Euro Ökostromzuschlag, die beide ausgesetzt waren, und die gesetzliche Anhebung der Netzgebühren um rund 70 Euro brutto. In Summe steigt die Stromrechnung also um mehr als 400 Euro oder 40 Prozent. „Von denen sich Wechsler die Hälfte sparen können“, sagt Johannes Mayer, Preisexperte der Regulierungsbehörde, „in 15 Minuten.“ So viel Zeit nimmt ein Check im Tarifkalkulator der E-Control oder auf einer der Preisvergleichsplattformen in etwa in Anspruch. Dort finden sich – anders als in der Energiekrise – wieder attraktive Angebote, wie die Regulierungsbehörde regelmäßig betont, mit den günstigsten Tarifen um 10 Cent pro kWh. Ein Anbieterwechsel sollte binnen zwei, drei Wochen erledigt sein.
Für einige Tausend Stromkunden und -kundinnen wäre dieser Schritt besonders lohnend. Bundeswettbewerbsbehörde und E-Control haben in ihrer laufenden Branchenuntersuchung einige Fälle von „massiven Ausreißern“ bei den Preisen festgestellt – bei Strom jenseits von 61 Cent pro kWh. Die Tatsache, dass „mehrere Tausend Zählpunkte“ davon betroffen sind, lasse vermuten, dass den Kunden das Problem nicht bewusst sei oder sie aus anderen Gründen nicht wechseln würden, hieß es im Sommer im zweiten Zwischenbericht. Seither wurden die Preise laut E-Control in vielen Fällen gesenkt.
Etwa die Hälfte der Privatkunden hat hierzulande noch nie den Lieferanten gewechselt. Auch heuer werden sich die Stromwechselzahlen nach Schätzung von Mayer beim langjährigen Durchschnitt von rund 200.000 Haushalten einpendeln. Bis September 2024 waren es 168.000 private Strom- und 50.400 Gaskunden. Dass die staatliche Preisbremse den Wechselwillen gebremst habe, wie vermutet wurde, lasse sich rein statistisch nicht nachweisen, sagt der E-Control-Experte: „Es gibt Wechsel-Österreicher und Nicht-Wechsel-Österreicher.“ Die Wechselquote habe sich gegenüber dem nicht subventionierten Gas nicht verändert. Daher rechnet er auch jetzt mit keinem „großen Run“ auf neue Verträge.
Das Ende der Stromkostensubvention wird jedenfalls das Budget entlasten. 2023 kostete das Instrument, das vor allem auf die Dämpfung der Inflation abzielte, rund 900 Mill. Euro, dieses Jahr waren es bis Ende September 827 Mill. Euro. Budgetiert sind mehr als 1 Mrd. Euro.
Das Finanzministerium hat zuletzt darauf verwiesen, dass größere Haushalte mit mehr als drei Personen (Hauptwohnsitz) noch bis Jahresende den „Stromkostenergänzungszuschuss“ beantragen können. 60 Prozent seien automatisch berücksichtigt und 88,6 Mill. Euro bereits ausbezahlt, die Verarbeitung sei aber nicht abgeschlossen. Insgesamt geht es um 700.000 Adressen – von denen dem Ministerium zufolge rund 150.000 bisher keinen Antrag gestellt haben.
Zugleich wird die zuletzt auf 1,8 Prozent deutlich gesunkene Teuerungsrate im Jänner wieder steigen. „Man darf das nicht unterschätzen, das wird einen Inflationsschub bringen“, sagt Mayer. Eine um 50 Prozent höhere Stromrechnung könnte die Inflation grob um bis zu einen Prozentpunkt erhöhen.
von Monika Graf
Salzburger Nachrichten