Für das nächste Kraftwerk in Kaprun werden unter anderem 16 Kilometer Stollen gebohrt. Die Kaverne entsteht 900 Meter tief im Berg.
Der Verbund hat am Donnerstag über seine Pläne in Kaprun informiert. Bis 2030 wird der Energiekonzern dort und in der Nachbargemeinde Piesendorf rund eine Milliarde Euro investieren. Davon entfallen 370 Mill. Euro auf das Projekt „Kaprun 2029“ und etwas über 600 Mill. Euro auf das neue Pumpspeicherkraftwerk Schaufelberg, berichtete Gesamtprojektleiter Christian Rieder.
Beim Projekt „Kaprun 2029“ geht es darum, die bestehenden Anlagen auf den Stand der Technik zu bringen. Werksgruppenleiterin Tanja Janisch-Breuer sagt, das sei für die Wiederverleihung des Wasserrechts notwendig. Das Wasserrecht für das Kraftwerk Hauptstufe im Tal und das Pumpspeicherwerk Oberstufe (Limberg I) beim Speicher Wasserfallboden ist 1939 für 90 Jahre verliehen worden und läuft 2029 aus. Viele alte Maschinenteile aus den 1940ern und 1950ern sind in den letzten Jahren bereits ersetzt worden. Die größte Maßnahme, die jetzt noch umgesetzt wird, ist der Neubau eines neun Kilometer langen Triebwasserstollens vom Wasserfallboden zur Pumpstation Maiskogel. Rieder sagt, der Stollen werde parallel zum alten gebohrt und gesprengt. Man könnte auch den alten sanieren, aber dann müsste man das Kraftwerk Hauptstufe, das über diesen Stollen mit Wasser versorgt wird, für längere Zeit abstellen, was enorme Verluste bringen würde.
Da in Kaprun mehr Wasser zur Verfügung steht, als man derzeit abarbeiten kann, wird ein weiteres Pumpspeicherkraftwerk gebaut, und zwar unter dem Hausberg Schaufelberg. Dazu wird vom Maiskogel neben jenem zur Hauptstufe ein zweiter Druckwasserschacht ins Tal gebohrt. Die Kaverne mit den Maschinen entsteht unter der Mittelstation der Maiskogelbahn auf dem Niveau der Salzach und 900 Meter tief im Berg. „Dort erwarten wir uns die beste Geologie“, sagt der Projektleiter für das Pumpspeicherkraftwerk Schaufelberg, Thomas Etzer. Von der Kaverne führen zwei weitere neue Stollen zum Umspannwerk Tauern und einer zum Kraftwerk Hauptstufe. Insgesamt werden in Kaprun 16 Kilometer neue Stollen gebohrt und gesprengt.
Beim Umspannwerk wird das Ausgleichsbecken Kottingeinöden gebaut. Es befindet sich bereits auf Piesendorfer Gebiet in dem gleichnamigen Ortsteil. Das Becken soll von einem 25 Meter hohen Damm umgeben sein und bis zu 1,8 Mill. Kubikmeter Wasser fassen. Ob es in dieser Größe möglich ist, steht aber noch nicht fest. Über dieses Becken wird in Zukunft sowohl das Wasser aus dem Pumpspeicherwerk Schaufelberg als auch das aus der Hauptstufe kontrolliert in die Salzach abgelassen. Der starke Schwall, der in der Kapruner Ache entstand, wenn die Hauptstufe in Betrieb genommen wurde, wird damit der Vergangenheit angehören. Die Ache ist durch die schnellen Schwankungen des Wasserspiegels und den kanalartigen Verbau ökologisch in einem schlechten Zustand.
In das Ausgleichsbecken kann auch Wasser aus der Salzach eingelassen werden. Einerseits, um es zu den Speichern hinaufzupumpen und zur Stromerzeugung zu nützen, andererseits aber auch, um Hochwasserspitzen im Zeller Becken zu entschärfen.
Den neuen Triebwasserweg will der Verbund in den Jahren 2025 bis 2027 errichten. Die Genehmigungsverfahren laufen. Die Unterlagen für das Kraftwerk sollen 2025 zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht werden. Bei optimalem Verlauf könnte es 2030 in Betrieb gehen. Es wird wie Limberg II und das in Bau befindliche Limberg II, das 2025 ans Netzt geht, eine Leistung von 480 Megawatt haben. Die Kraftwerke in Kaprun verfügen dann zusammen über eine Leistung von 1860 Megawatt.
Verbund-Chef Michael Strugl sagt, Pumpspeicher seien unverzichtbar für die Gewährleistung der Netzstabilität und die sichere Versorgung Österreichs mit sauberem Strom. Sie können je nach Bedarf zu einem beliebigen Zeitpunkt Wasser hinaufpumpen, und so Strom verbrauchen, oder ablassen und erzeugen. Sie gleichen damit Schwankungen im Netz aus, die dadurch entstehen, dass Sonne und Wind nicht immer zur Verfügung stehen und der Verbrauch sehr unterschiedlich ist. Werden die Schwankungen nicht ausgeglichen, bricht das Netz zusammen.
von Anton Kaindl
Salzburger Nachrichten